Orte auf Rügen: 10 eindrucksvolle Dörfer, die Ihr entdecken solltet

Üblicherweise sind es die Ostseebäder und die vielen Orte entlang der Küste, die man mit Rügen verbindet. Sie sind meistbesucht und vielfach fotografiert. Doch auch im Inselinneren gibt es viele kleine Dörfer, in denen etwas Besonderes schlummert. Hier ist Rügen irgendwie anders. Wir haben Euch 10 Dörfer herausgesucht, die überraschend außergewöhnlich sind. Erfahrt mehr dazu!

Altenkirchen: im Inselnorden

Altenkirchen ist ein Dorf mit mehr als 1000 Einwohnern auf der Halbinsel Wittow. Im 18. und 19. Jahrhundert lag der Ort an der „Gemeinen Landstraße“, die von Altefähr über Gingst und Trent bis zum Kap Arkona führte. Der Ortsname verweist darauf, dass hier eine der ältesten Kirchen der Insel existiert.

Die alte Kirche in Altenkirchen

Die dreischiffige Basilika wurde gleich zu Beginn der Christianisierung um 1200 als Hofkirche für den Bruder des Rügenfürsten Jaromar I. errichtet. Sie ist neben der Marienkirche in Bergen der älteste Sakralbau der Insel Rügen. Das älteste Detail ist der “Svantevit-Stein”, der im südlichen Chorbau eingelassen ist. Auf dem slawischen Grabstein ist ein bärtiger Mann mit Füllhorn zu sehen, vermutlich ein Abbild des Ranen-Hauptgottes Svantevit oder einer seiner Priester. Der Taufstein stammt von 1250 und ist aus gotländischem Kalkstein gefertigt. Der Barockaltar von 1724 und der Taufengel von 1730 stammen aus der Werkstatt des Stralsunders Elias Kessler. Ein durch den Stralsunder Erich Kliefert kopiertes Bild im Seitenschiff stellt Christus, den im Meer versinkenden Petrus rettend, dar. Die Orgel der Kirche wurde 1797 von Pfarrer Kosegarten in Berlin aus zweiter Hand erworben. Der Pfarrer Ludwig Theobul Kosegarten wurde populär durch seine Uferpredigten in Vitt. Seine Gedichte machten Rügen weit bekannt. Kosegarten stand mit großen Künstlern und Wissenschaftlern seiner Zeit in Briefwechsel. Der bekannte Literat Ernst Moritz Arndt war als sein Hauslehrer tätig.

Gustow: am Strelasund

Gustow ist mit seinen mehr als 600 Einwohnern ein recht kleiner Ort und liegt inmitten einer leicht hügeligen Landschaft im Südwesten Rügens, umgeben von Wäldern, Wiesen und Feldern. Das Gemeindegebiet, zu dem auch die Insel Gustower Werder und die Halbinsel Drigge gehören, grenzt direkt an den Strelasund, die Meerenge, die Rügen vom Festland trennt.

Die gotische Kirche

Die erste Bauphase dieser schlichten Kirche begann bereits zum Ende des 13. Jahrhunderts mit dem gerade abschließenden Chor. Im 14. Jahrhundert erfolgte die Errichtung des Langhauses. Erst im 15. Jahrhundert wurde die Kirche mit der Einwölbung fertiggestellt. 1935 kamen bei Renovierungsarbeiten wertvolle Wandmalereien aus der Zeit um 1420 zum Vorschein. Auf dem Lettnerbalken ist eine auffällige Triumphkreuzgruppe aus dem 15. Jahrhundert zu sehen. Der Altaraufsatz mit Abendmahlsszene und der Taufständer stammen aus der Zeit des Barocks. Besonders sehenswert sind die Schnitzgruppen “Anna Selbdritt” (um 1500) und “Pieta” (Ende des 15. Jahrhundert).

Lancken-Granitz: steinalte Bauten

Der Ort am Rande des Waldgebietes der Granitz wurde 1249 erstmals urkundlich erwähnt. „Lancke” ist slawisch und bedeutet Wiese oder Bucht. Gemeint ist damit die Lage des Dorfes auf dem Wiesen- und Weideland am Neuensiener See. Früher lebten seine Bewohner von der Landwirtschaft und der Fischerei. Von dieser Zeit zeugen heute die stattlichen Fachwerkhäuser mit ihren Reetdächern.

Die Großsteingräber bei Lancken-Granitz

Diese Großsteingräber zählen als größte zusammenhängende Gruppe von Hünengräbern auf Rügen. Diese auch Megalithgräber genannten letzten Ruhestätten wurden von Ackerbauern und Viehzüchtern in der Jungsteinzeit zwischen 3500 und 2000 v. Chr. errichtet.

Patzig: im Inselkern

Das kleine Anger- und Kirchdorf, dessen Name aus dem slawischen „P’asky” kommt und Sandflächen oder sandige Gegend bedeutet, ist nicht nur die Mitte Rügens, sondern auch der Ort mit dem imposantesten Hügelgräberfeld Norddeutschlands.

Die Hügelgräber bei Patzig

Auf einem sandigen Hügelkamm nahe Woorke erstreckt sich der größte erhaltene Alt-Friedhof aus der Bronzezeit, auch die Woorker Berge genannt. An diesem Platz wurden die Toten unter mächtigen Erdhügeln bestattet, zunächst unverbrannt, später in Urnen. Heute wachsen auf den Hügeln mächtige Eichen, Buchen und Weißdorn. Von den ursprünglich 18 Grabanlagen sind heute noch 13 erhalten, die fehlenden wurden zur Vergrößerung der landwirtschaftlichen Flächen im 19. Jahrhundert zerstört. Eine Tafel an dem Gräberfeld weist Besucher auf die Geschichte der Woorker Berge hin.

Das Gutshaus Patzig

Das einstige Rittergut ging 1828 in bürgerliches Eigentum über. Nach 1945 fanden einige Flüchtlingsfamilien aus den Ostgebieten in dem Herrenhaus ein neues Zuhause. 1969 wurde es in eine polytechnische Oberschule umgewandelt. Heute verfällt das Haus zusehends.

Rambin: historischer Dorfkern

Das Dorf im Südwesten der Insel entstand an den alten „gemeinen Landstraßen“ Altefähr – Arkona und Altefähr – Mönchgut. Der slawische Ursprungsname „Rabyn“ bedeutet übersetzt „Hauen“ oder „Hacken“ und findet erstmals 1246 geschichtliche Erwähnung. Im 14. Jahrhundert war der Ort gleichzeitig in Besitz des Herzogs von Pommern, des Klosters St. Jürgen und des Pastorats. Heute steht der historische Dorfkern mit seiner Kirche und den reetgedeckten Häusern unter strengem Denkmalschutz.

Rappin: stilles Dörfchen in der Natur

Die kleine Gemeinde Rappin nahe Bergen liegt an der Niederung des Tetzitzer Sees. Das Dorf wurde 1305 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname stammt aus dem slawischen „Repin“ und bedeutet „Rübe“. In der Nähe befindet sich ein schöner Natursandstrand mit Kieselsteinen. Unweit von Rappin befindet sich auch das Gut Kartzitz, welches zu den schönsten barocken Anlagen der Insel Rügen gehört. Der restaurierte Landschaftspark ist öffentlich zugänglich.

Sagard: erster Badeort von Rügen

© Birte Kröncke

Sagard ist gleich nach Sassnitz der größte und bedeutendste Ort der Halbinsel Jasmund. Was man oft nicht weiß: geschichtlich ist Sagard sogar der erste Badeort auf der Insel Rügen.

Die erste Badeanstalt auf Rügen wurde im 18. Jahrhundert in Sagard von den Brüdern Willich gegründet. Die „Brunnen-, Bade- und Vergnügungsanstalt“ befand sich in der Brunnenaue und nutzte die dortige Quelle mit ihrem kohlensäurehaltigen Wasser zu Heilzwecken. Die Badeanstalt florierte eine Zeitlang, unterlag dann jedoch dem Konkurrenzkampf mit Putbus. Um 1858 waren alle Einrichtungen der Sagarder Badeanstalt verschwunden. Nichtsdestotrotz lädt die Brunnenaue mit ihrem verspielten Wasserlauf und kleinen Ruhe-Oasen bis heute zu erholsamen Spaziergängen ein.

Samtens: ruhig, aber lebendig

Bereits 1318 wurde Samtens, südwestlich von Bergen auf Rügen an der Bundesstraße 96 gelegen, das erste Mal als „Samtensze“ erwähnt. Diese ursprüngliche Bezeichnung stammt aus dem Slawischen und bedeutet „einsam“. Es könnte keinen passenderen Titel geben, denn einsam war dieser Ort über einige Jahrhunderte in der Tat. Er wurde nur von Leibeigenen des benachbarten Gutes Plüggentin als Wohnstätte genutzt. Erst in der neueren Zeit wurde Samtens von mehreren Leuten als Wohnort entdeckt und nimmt heute eine Fläche von 32,44 ha ein. Knapp 2.000 Menschen haben hier ihr Zuhause.

Trent: besondere Lage

Der 1311 erstmals erwähnte Ort befindet sich zwischen dem Breetzer Bodden, der Udarser und der Neuendorfer Wiek. Von Trent sind es drei Kilometer bis zur Wittower Fähre, die Inselgäste und Einheimische samt Auto über den 350 Meter breiten Rassower Strom nach Wittow bringt. Wer gut zu Fuß ist, sollte einen der Wander- und Radwege rund um Trent in Angriff nehmen. Die Landschaft ist flach und gehört zu den fruchtbarsten Ecken Rügens. Vom Hotel führt ein Weg am Ufer des Rassower Stroms in Richtung Westen. Weiter geht es bis Seehof, dem einstigen Ausgangspunkt für die Überfahrt zur Insel Hiddensee. Links geht es zum Stolper Haken. Dort befindet sich die im Nordischen Krieg errichtete Schwedenschanze.

In Trent-Zessin ist ein Naturerlebnispfad entstanden – an jenem sensiblen Ort an der Neuendorfer Wiek, wo Umweltschützer und andere engagierte Rüganer nach jahrelangem Kampf einen großflächig geplanten Kiesabbau verhindern konnten. Dieses Gebiet gehört zum Flora-Fauna-Habitat „Nordrügensche Boddenlandschaft“ und zum europäischen Vogelschutzgebiet „Binnenbodden von Rügen“.

Zirkow: ländliche Dorfidylle

Am Rande des Biosphärenreservates Südost-Rügen, zwischen Binz, Bergen und Putbus gelegen, befindet sich Zirkow, eines der ältesten Bauerndörfer Rügens. Zu den Besonderheiten zählen die St. Johanniskirche, der Dorfanger und eine Reihe typischer Fachwerk- und Backsteingebäude.

Direkt an der Kirche befindet sich ein alter Friedhof mit Grabstellen aus der Zeit von 1787 bis 1885 sowie Grabdenkmalen von 1650, 1704 und 1706. In der Putbuser Straße, neben dem Gotteshaus, ist das Pfarrhaus zu sehen.

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Eva-Maria

Eva-Maria

Mit ihrem geschulten Rügen-Kennerblick erkundet Eva-Maria gern mit ihrer Familie die ganze Insel und zeigt Euch ihre Lieblingsplätze. Im Südosten der Insel Rügen verbrachte sie ihre Bullerbü-Kindheit und ging dann zum Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften nach Wien. Vom Land in die Stadt, vom Meer auf den Berg: nach diesem Kontrastprogramm hat sie wieder auf Rügen Fuß gefasst. Was sie mit Rügen verbindet? Heimat, die tägliche Dosis Meer und ein Gespür für die Eigenarten der Rüganer, die trotz kühlem Wesen ein großes Herz für ihre Insel haben.

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