Karg, aber voll uriger Kraft präsentiert sich das Windland, welches an die Ostsee, den Wieker und den Großen Jasmunder Bodden angrenzt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass hier am nördlichsten Punkt der Insel drei wichtige Türme erbaut wurden. Wie ein Fels in der Brandung stehen sie da, die Türme am Kap Arkona, dem nördlichsten Punkt der Insel Rügen. Orkanartige Winde und Stürme können ihnen nichts anhaben. Ihr Leuchtfeuer geleitet Schiffe trotz gefährlicher Untiefen am Kap Arkona sicher in den nächsten Hafen. Doch die Halbinsel Wittow hat noch viel mehr zu bieten. Wir zeigen Euch, wie Rügens Norden beeindruckt und präsentieren Euch Wittows Leuchttürme, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
So gelangt Ihr zum Kap Arkona
Wind, Wind, Wind, Wind – fröhlicher Gesell. Von diesem können die Wittower ein Lied singen. Als nördlichster Teil der Insel Rügen ist die Halbinsel Wittow, im wahrsten Sinne des Wortes „Windland“, denn von Wasser umgeben, ist es dem Wind stets schutzlos ausgeliefert.
Wind und Wasser – diese beiden Elemente bestimmten dort seit Jahrtausenden Landschaft und Leben. Eine Landverbindung nach Wittow gibt es nur über die schmale Nehrung der Schaabe zur Halbinsel Jasmund. Ein zweiter Weg führt mit der ganzjährig verkehrenden Wittower Autofähre in wenigen Minuten zur nördlichsten Halbinsel.
Der Schinkelturm als Wahrzeichen
Der älteste der Leuchttürme und einer der betagtesten an der Ostseeküste überhaupt, wurde in den Jahren 1826/27 nach Plänen der preußischen Oberbaudeputation in quadratischer Grundform und Backsteinbauweise erbaut. Der Leuchtturm ist mit seinen 3 Geschossen 19,3 Meter hoch und hat eine Feuerhöhe von 60 Meter über Normalnull. Die Meinungen, ob der berühmte Architekt Karl Friedrich Schinkel tatsächlich aktiv am Bau des Turmes beteiligt war, gehen auseinander. Nichtsdestotrotz ist sein Name nicht von dem 1828 in Betrieb genommenen Gebäude zu trennen. Am 31. März 1905 wurde der Bau außer Dienst gestellt und erst 1993 nach aufwendigen Restaurationsmaßnahmen als Museum, Aussichtsturm und als Standesamt für Eheschließungen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Plattform des Schinkelturms ist momentan nicht zu betreten.
Das Leuchtfeuer
Der zweite Leuchtturm, direkt neben dem alten Schinkelturm, ist seit 1902 in Betrieb und wurde zur Zeit des Kalten Krieges zur Überwachung der Seegrenze genutzt. 35 Meter misst der hohe Ziegelbau, welcher auf einem achteckigen Granitsockel ruht. Sein Leuchtmittel besteht aus zwei Spezialglühlampen von je 1.000 Watt, damit das Licht durch Spiegel und Fresnellinsen noch in einer Entfernung von 22 Seemeilen wahrnehmbar ist. Alle 17,1 Sekunden wird das für Arkona international festgelegte Orientierungslicht in einer Gruppe von drei Blitzen ausgestrahlt. Der 1996 erneuerte Leuchtapparat kann mit seinem gesamten Drehwerk besichtigt werden. Auf der Galerie des Leuchtturmes hat man ein imposantes Panorama über die Ostsee, die Halbinsel Wittow und die Insel Rügen. Der Turm ist von Mai bis Oktober für Besucher geöffnet.
Der ehemalige Marinapeilturm
Er wurde am slawischen Burgwall 1927 in Ziegelbauweise erbaut und diente als Seefunkfeuer. Von 1911 bis 1925 hatte man versucht speziell für die 1909 eingerichtete Eisenbahn-Fährlinie Sassnitz-Trelleborg mit abgestrahlten Funkwellen und dafür umfangreich angelegten Antennenfeld die Navigation zu verbessern. Die Fundamente der dazugehörigen Funkbetriebsstelle sind im Innenraum der Wallanlage bis heute erhalten, allerdings wurden 1945 die technischen Einrichtungen des Peilturms zerstört. In dem mittlerweile wieder hergestellten Peilturm finden heute Ausstellungen, Vorträge sowie interessante Führungen statt. Der Peilturm hat ganzjährig täglich geöffnet.
Küstenleben im Norden
Die Halbinsel Wittow wird geprägt durch die Steilküste im Norden und die flache Boddenlandschaft im Süden. Ein aktives Kliff befindet sich an der Nordwestküste Wittows. An diesem Steilküstenabschnitt sorgen Regen, Stürme und Wellengang immer wieder für Abbrüche an der Steilküste. Die größeren Steine bleiben am Ufer oder im Wasser liegen, während Sand und noch feinere Bestandteile von der Strömung fortgetragen werden. An weniger windigen Stellen, wo die Strömung nachlässt, lagert sich dieses Material wieder an und lässt die Küste wachsen bzw. neues Land entstehen. Hier entwickelt sich die Natur ganz ohne menschliche Eingriffe.
Leuchttürme am Kap Arkona
Arkona 1
18556 Putgarten
Telefon: 038391 4190 (Informationsamt Putgarten)
Im Rügenhof in Putgarten einkehren
Schon von Weitem fällt den Besuchern das Wahrzeichen Wittows ins Auge, die Leuchttürme am Kap Arkona. Von der Aussichtsplattform des Schinkelturms oder vom Peilturm aus hat man einen herrlichen Blick über das Windland. Wer die einmalige Steilküste kennenlernen möchte, startet am besten in Putgarten. Hier steht ein alter restaurierter Gutshof: der Rügenhof. Traditionelle Handwerkskunst und Produkte der Region werden hier in traditioneller Atmosphäre präsentiert. Rund ums Jahr finden am Rügenhof besondere Veranstaltungen statt. Der Rügenhof ist als touristisches Zentrum des Ortes mit seinen kleinen Läden und Cafés sowie als Start zu Erkundungen zum Kap Arkona sehr zu empfehlen.
Naturerlebnisse in Rügens Norden
Die abwechslungsreiche Landschaft ist geprägt durch die Steilküste im Norden und die flache Boddenlandschaft im Süden. Mit bis zu 2000 Sonnenstunden pro Jahr gehört das Kap außerdem zu den sonnenreichsten Orten Deutschlands. Etwa 1 km nordwestlich des Kaps befindet sich der sogenannte Gellort, der nördlichste Punkt Mecklenburg-Vorpommerns. Zu seinen Füßen liegt am Strand der Siebenschneiderstein, einer der größten Findlinge Rügens. Fossilienjäger kommen hier besonders auf ihre Kosten, denn meist dauert es nicht lange und der erste Donnerkeil oder Seeigel ist gefunden.
Das Kap beherbergt neben der 45 Meter hohen Steilküste eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten: Direkt an der Kappspitze liegt der Burgwall der Jaromarsburg. Daneben glitzert die Glaskuppel des restaurierten Peilturmes. Auf dem Wege zu den beiden Leuchttürmen hat der Deutsche Wetterdienst seinen traditionellen Sitz. Sowohl der Schinkelturm als auch der Peilturm sind zu besichtigen.
Die Kapelle im Fischerdorf Vitt
Unweit vom Kap liegt das kleine Fischerdorf Vitt und seine reetgedeckte Kapelle. Der einfache Bau entstand aus der Not heraus. Weil der damalige Pastor Kosegarten immer wieder die fleißigen Heringsfischer aus dem Dörfchen Vitt in seinen Gottesdiensten vermisste, verlegte er seine Predigten an das Steilufer bei Kap Arkona. Als dies wenig fruchtete, ließ er 1806 eine mit Feldsteinen verputzte achteckige Kapelle oberhalb des Dorfes errichten. Erst etwa 80 Jahre später entstanden der Kanzelaltar und das gusseiserne Kruzifix. Eine Kopie des Gemäldes “Christus rettet den im Meer versinkenden Petrus” und das 1990 vom Italiener Mucchi geschaffene überlebensgroße Wandgemälde “Menschen im Sturm” schmücken das sonst eher schlicht gehaltene Innere der Kirche. Schaut unbedingt mal in dieses ehrwürdige Gebäude rein!
Ein Industriedenkmal: die Kreideladebrücke in Wiek
Auch die kleinen Ortschaften auf Wittow haben ihren Reiz. Hier erfährt man viel über Geschichte, Traditionen und das Leben der „Nordmänner“. Neben Fisch- und Viehzucht gehörte auch der Kreidebau zu den wichtigsten Industriezweigen auf Rügen. Die alte Kreideladebrücke in Wiek weist darauf hin. Kurz vor dem 1. Weltkrieg plante man, auch am Kap Arkona Kreide abzubauen. Diese sollte mit Feldbahnen nach Wiek transportiert, über eine Brücke im Wieker Hafen zu den Schiffen gebracht und anschließend nach Stettin verschifft werden. So lautete der Plan. Dazu kam es allerdings nie, denn der Krieg durchkreuzte alle Kreideabbaupläne: die Brücke wurde niemals fertiggestellt. Was blieb, war ein Industriedenkmal, das im Laufe der Jahre mehr und mehr zu Ruine wurde. Rund einhundert Jahre nach Baubeginn konnte die ehemalige Kreideladebrücke saniert werden: Im Sommer 2014 hat sie als „schwebende Promenade“ ein neues Leben begonnen: Die rund 140 Meter lange Brücke ist ein Logenplatz für Romantiker, denn von dort aus bietet sich ein herrlicher Blick auf den Bug, die Insel Hiddensee und die feurigen Sonnenuntergänge über der Ostsee.
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