Ein Tag in Bergen auf Rügen

Geografisch im Herzen der Insel Rügen gelegen, kann die Stadt Bergen nicht nur durch ihre gute Erreichbarkeit und mit zahlreichen Geschäften punkten. Auch kulturhistorisch kann sie mit einer abwechslungsreichen Geschichte auftrumpfen und so manches Schätzchen vorweisen.

Da Bergen die größte Stadt der Insel Rügen ist und viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, haben wir für Euch und Eure Familie verschiedene Touren zusammengestellt. Sie sind alle -je nach Alter und Kondition- im individuellen Tempo gut zu Fuß zu bewältigen und bieten Euch zwischendurch immer auch Gelegenheit für eine Pause. Der Ortsname „Bergen” leitet sich übrigens vom slawischen „Gora” ab und bedeutet „Berg”, es gibt also bei den Touren auch immer mal wieder leichte bis mittlere Steigungen zu überwinden.

Die hier vorgestellten Routen und Etappen sind selbstverständlich nur Vorschläge und können von Euch ganz individuell angesteuert werden.

Tour 1: Die Bergener Altstadt entdecken

Als Startpunkt für diesen Rundgang eignet sich der zentrale Parkplatz Am Markt am besten. „Alle Wege führen nach Rom” ist ein bekanntes Sprichwort, in Bergen auf Rügen führen alle Straßen auf den Markt.
Rund um den Platz findet Ihr Gebäude aus verschiedenen Stilepochen, ebenso kleine Geschäfte, das miz (Medien- und Informationszentrum) sowie Gastronomien, während über allem die 67 Meter hohe Kirchturmspitze der St. Marienkirche thront.

Das Medien und Informationszentrum miz am Bergener Markt

Habt Ihr Euer Auto geparkt (Parkschein nicht vergessen!!), geht es erst einmal zum Rathaus.
Mit seiner grün-weißen Fassade, dem Türmchen, den verzierten Giebeln und Balkonen sticht das Gebäude sofort ins Auge.

Rathaus Bergen

Hier vereinen sich tatsächlich unter einem Dach zwei Gebäude und Baustile: Der Westgiebel im Historismus und der Ostgiebel im Jugendstil. Ursprünglich befand sich hier das Jungfrauenstift von Barbara Maria Spalding, das sogenannte “Spaldingkloster”. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es vielfältig genutzt, zunächst als Quartier der sowjetischen Besatzungstruppen, dann als Polizeirevier, Bücherei, Bank, Wohnraum und bis Anfang der 1990er Jahre als Ärztehaus.

Vor der Rathaustür plätschert der Marktbrunnen, im Sommer vor allem bei den Kindern ein beliebter Anziehungspunkt zum Füße abkühlen.

Vis-à-vis zum Brunnen steht die Alte Post. Das rote Backsteingebäude ist ein Paradebeispiel für ein wilhelminisch – historisches Nutzgebäude. Hier hat übrigens auch die Redaktion der Inselzeitung ihren Sitz 😉
Linker Hand fällt direkt das alte Fachwerkhaus ins Auge – das Benedix-Haus aus dem 17. Jahrhundert und heutiger Standort der Stadtinformation. Neben Infobroschüren, Flyern und Postkarten findet Ihr auch kleine Mitbringsel und ausgewählte Rügenprodukte.

Rechter Hand zur Post befindet sich die Rugard Apotheke, in der es u.a. auch die Rügener Stutenmilch-Produkte gibt, eine exklusive Kosmetiklinie, die Ihr nur auf der Insel findet. Der große Stein, der schräg-rechts vor der Apotheke unübersehbar liegt, ist der sogenannte „Stapelstein”. Der 35 Tonnen schwere Granitfindling markiert heute noch den Platz, an dem zu Mittelalterzeiten in Bergen Recht gesprochen wurde.

Euer Weg führt Euch nun zwischen Apotheke und Postgebäude hindurch in die zweite Reihe zur St. Marienkirche. Folgt einfach dem Fußweg links herum zum ältesten erhaltenen Gebäude auf Rügen. Seine Anfänge reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, als die Marienkirche als Klosterkirche dem Bergener Nonnenkloster gewidmet wurde. Mehr zur Geschichte der St. Marienkirche und warum die Stunde in Bergen 61 Minuten hat, könnt Ihr in unserem Beitrag Kirchen auf Rügen nachlesen.

St Marienkirche

Draußen an der Westwand des Kirchturms befindet sich der Jaromarstein, ein kulturhistorisch bedeutsames Zeugnis aus der Slawenzeit.
Auch der Kirchplatz und Klosterhof, eingerahmt von Backsteinmauern, sind sehenswert. Gerade im Sommer bietet sich hier im historischen Ambiente und Schatten der Bäume ein ideales Plätzchen zum Verweilen.

Der Jaromarstein

Die heute noch bestehenden Gebäude der ehemaligen Klosteranlage wurden umfangreich saniert und beherbergen neben privatem Wohnraum eine Töpferei, in der es u.a. die lustigen Rügen-Fische gibt sowie das Stadtmuseum. Wer tiefer in die Anfänge der Bergener Stadtgeschichte eintauchen möchte, ist hier genau richtig.

Der Klosterhof
Stadt Bergen auf RügenStadtmuseum Bergen auf Rügen © Fotograf Konrad Nickel

Vom Klosterhof folgt Ihr der Ausfahrt in die Billrothstraße.

Hier habt Ihr zwei Möglichkeiten:

1) Ihr lauft links herum und folgt der Straße – vorbei am ehemaligen Amtsgericht mit seinem Gefängnisanbau und der Sparkasse – zum Billroth-Haus, dem Geburtshaus von Theodor Billroth, einem der bedeutendsten Ärzte des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiet der Chirurgie.

Das Billrothhaus

Dem gegenüber befindet sich das ehemalige Landratsamt sowie der Gedenkstein für den Bergener Komponisten Wolfgang Jacobi. Am Ende der Billrothstraße liegt der Alte Friedhof. Die Anlage wurde 1832 erschaffen und ist u.a. Ruhestätte für berühmte Bürger der Stadt, darunter der Historiker Johann Jacob Grümbke, dem Begründer der Rügener Heimatforschung, und der Volkskundler Prof. Dr. Alfred Haas, der als bedeutendster Sagensammler Vorpommerns gilt.

Von hier folgt Ihr der Billrothstraße wieder zurück bis zum Markt, rechter Hand geht es retour zu Eurem Auto.

2) Ihr biegt rechts herum ab und gelangt wenige Schritte weiter über die links abgehende Kirchstraße – vorbei an einem kleinen Atelier mit Papierkunst – an die Kreuzung Markt-/Damm-/Bahnhofstraße.
Entlang der Bahnhofstraße befinden sich mehrere Einzelhandelsgeschäfte, ein Café, eine Kaffeerösterei, die Volksbank, Restaurants sowie der Goldene Brinken. Hier trafen sich früher die Handwerksgilden zu Versammlungen.

Der Goldene Brinken

Folgt Ihr der Bahnhofstraße noch ein weiteres Stück, gelangt Ihr zur über 100 Jahre alten Billroth-Eiche im Kreuzungsbereich Bahnhof-/Calandstraße (Abzweig zum Sana Krankenhaus) und zu den gegenüber gelegenen Seifertschen Höfen mit allerlei Einkaufsmöglichkeiten.

Für den Rückweg könnt Ihr entweder die Bahnhofstraße wieder hochlaufen, oder Ihr folgt der Calandstraße. Diese verläuft entlang der Alten Chirurgie und des Sana Krankenhauses bis hoch zurück (das letzte Stück über eine Treppe) auf den Markt vis-à-vis zur Alten Post und dann zu Eurem Parkplatz.

Tour 2: Sportlich unterwegs am Rugard

Wem der Sinn nach sportlicher Betätigung bzw. Bewegung in der Natur steht, der ist im Naherholungsgebiet am Rugard genau richtig. Der Rugard ist ein zu Bergen gehörendes, 91 m ü. NN gelegenes Waldgebiet, das Euch allerlei Aktivitäten bietet.

Euer Auto könnt Ihr hierzu entweder auf dem zentralen Parkplatz Am Markt abstellen (denkt an den Parkschein!) oder Ihr folgt der Vieschstraße bis zum Parkplatz Am Rugard (kostenfrei).

Ab dem Parkplatz Am Rugard eröffnen sich Euch folgende Möglichkeiten, die Ihr natürlich auch individuell miteinander kombinieren könnt:

1) Kurz vor dem Parkplatz gibt es einen tollen Spielplatz für kleinere Kinder, sodass auch die Jüngsten bei dieser Tour nicht zu kurz kommen.

2) Direkt neben dem Parkplatz befindet sich die Erlebniswelt Rugard. Hier findet Ihr neben Trampolinen, Minigolf und Rutschenturm auch Deutschlands nördlichste Sommer- und Winterrodelbahn. Perfekt für alle großen und kleinen Adrenalinjunkies, die sich so richtig auspowern wollen.
Auch die Go-Kart- und Quad-Bahn bei Buschvitz/Zittvitz gehört mit dazu, dort gelangt Ihr aber besser mit dem Auto hin.

Ernst Moritz Arndt Turm

3) Der Ernst-Moritz-Arndt-Turm. Der Weg zum Turm – der ebenfalls zur Erlebniswelt gehört – führt Euch vom Parkplatz aus die meiste Zeit bergauf, vorbei an der Friedenseiche und über die Zufahrt zum Rugard Hotel. Der Zutritt zum Turm ist kostenpflichtig.

Vom Ernst-Moritz-Arndt-Turm – dem Wahrzeichen der Stadt Bergen – habt Ihr einen tollen Rundumblick über die Insel Rügen. Der Turm ist 27 Meter hoch und wurde zwischen 1869 bis 1876 als Denkmal für den in Groß Schoritz auf Rügen geborenen Dichter und Reformer Ernst Moritz Arndt errichtet. Nach umfassender Sanierung könnt Ihr heute bis in die Glaskuppel hinaufsteigen und den herrlichen Blick über weite Teile der Insel Rügen genießen.

Folgt Ihr nach Eurem Abstieg vom Turm dem Rugardweg noch ein kleines Stückchen weiter, gelangt Ihr zur Waldbühne, auf der über das Jahr verteilt eine Vielzahl an Konzerten stattfinden.

4) Der Walderlebnispfad Rugard. Unter dem Motto „Baumarten im Klimawandel” könnt Ihr Euch auf dem ca. 2,5 km langen Walderlebnispfad über die Gefahren und Risiken des Klimawandels sowie über Alternativen für einen möglichst klimaresistenten Wald informieren.

Spazieren am Rugard

Euch erwarten 10 Informationstafeln zu einzelnen Baumarten (auch digital per QR-Code abrufbar), eine Infosäule mit Interaktionen, ein Baumarten-Memory, ein Familien-Hochsitz mit Blick auf den kleinen Jasmunder Bodden sowie eine Familien-Relaxliege.

Wer keinen Proviant dabei hat, der kann sich auch vor Ort versorgen. Kleine Snacks und Getränke erhaltet Ihr bei der Erlebniswelt Rugard. Wem der Sinn nach einer richtigen Pause steht, der wird im Restaurant des Rugard Hotels fündig.

Tour 3: Bergen für 4-Beiner

Nicht nur für die zweibeinigen Gäste gibt es in Bergen schöne Touren und nette Ecken zum Entdecken, auch die Vierbeiner mit der kalten Schnauze können hier mit Frauchen und Herrchen schöne Ausflüge unternehmen.

Spaziergang durch den Rugard

Das Naherholungsgebiet Rugard bietet Euch mit seinen weitverzweigten Wegen ideale Spaziermöglichkeiten. Je nach Lust und Kondition sind hier vom Parkplatz Am Rugard aus kleine und große Gassirunden möglich. Denkt bitte an die bestehende Leinenpflicht in Waldgebieten.

Als längere Tour empfiehlt sich ein Spaziergang vom Ernst-Moritz-Arndt-Turm bis nach Buschvitz, traumhafte Ausblicke auf den Kleinen Jasmunder Bodden und die Insel Pulitz inklusive. Folgt ab dem Turm einfach der Wegmarkierung mit dem blauen Querstrich, die führt Euch über die Rugardstraße durch den Rugard und zwischen Feldern entlang bis nach Buschvitz.

Im Ort angelangt, folgt Ihr der Dorfstraße (Am Bodden) nach links, die bald darauf einen Linksbogen macht. Hier folgt Ihr dem Feldweg geradeaus und umgeht somit den großen Bogen, den die Straße macht. Wieder auf der Straße angelangt bietet sich Euch vom 25 m hohen Mühlenberg ein toller Blick über den linker Hand gelegenen See Ossen sowie den rechter Hand liegenden Kleinen Jasmunder Bodden bis nach Stedar – Euer nächstes Etappenziel.

In Stedar folgt Ihr dem Pulitzer Weg, der Euch aus dem Ort hinaus bis zur Insel Pulitz bringt. Aus Naturschutzgründen ist diese kleine Insel jedes Jahr vom15. Januar bis 15. Juli gesperrt. Seid Ihr außerhalb dieser Sperrzeiten dort, so könnt Ihr über den alten Damm die Insel betreten und eine kleine Runde drehen.

Für den Rückweg geht es wieder retour durch Stedar bis zur Bushaltestelle am Abzweig nach Buschvitz. Hier geht ein Feldweg geradeaus weiter, dem Ihr so lange folgt, bis er auf einen Plattenweg mündet. Der Plattenweg führt Euch links herum zurück bis zur Rugardstraße, rechter Hand geht es dann zurück durch den Rugard zum Turm und zu Eurem Auto.

Spaziergang durch den Raddas

Mitten in Bergen gelegen – angrenzend an das Sana-Krankenhaus – befindet sich der Waldpark Raddas, ein ausgedehnter Buchenmischwald, durch den zahlreiche Wege mit einladenden Sitzgelegenheiten führen. Angelegt wurde dieser Stadtwald bereits im 19. Jahrhundert und zwischenzeitlich auch saniert. Der Name „Raddas” ist übrigens wendischen Ursprungs, die Wortkombination „rad haas” steht für feuchten Torf und schwarze Erde und gibt Hinweise auf die ursprüngliche Beschaffenheit des Areals.

Verschiedene Parkmöglichkeiten findet Ihr im angrenzenden Stadtgebiet.

Spaziergang um den Nonnensee

Am Ortsausgang von Bergen Richtung Gingst gelegen, befindet sich das bei den Einheimischen sehr beliebte Naherholungsgebiet des Nonnensees. Doch nicht nur die Insulaner schätzt dieses Areal, auch zahlreiche Wasservögel, wie z.B. Höckerschwan, See- und Fischadler, Kormoran, Graugans, Flussseeschwalbe und verschiedene Entenarten sind hier über das Jahr zu beobachten.

Hier steht Euch ein ca. 5 km langer Rundwanderweg zur Verfügung, zudem könnt Ihr von zwei Beobachtungstürmen aus die verschiedenen Vogelpopulationen am und auf dem Wasser beobachten. Wenn sich Euer Fellfreund nicht an dem einen oder anderen Jogger stört, der dort ebenfalls seine Runden dreht, ist das ein schönes Ausflugsziel für Euch.

Parkmöglichkeiten gibt es bei famila, von dort führt Euch ein Pfad – über die B196 – zum Nonnensee.

Tour 4: Bergen bei Schietwetter

Wenn Euch das Wetter Eure Tagesplanung über den Haufen geworfen hat, stehen Euch in Bergen folgende Indoor-Angebote zur Verfügung:

  • UC Kino: Im Rügencenter Bergen erwartet Euch ein abwechslungsreiches Kinoprogramm.
  • Stadtmuseum: eingebettet in das historische Ambiente des Klosterhofes bietet Euch das Stadtmuseum einen faszinierenden Einblick in die Bergener Stadtgeschichte
  • miz: das Medien- und Informationszentrum sorgt mit Lesestoff, Hörbüchern, DVDs, Konsolen- und Gesellschaftsspielen und sogar Streamingangeboten für ausreichend Abwechslung
  • Schwimmbad: das Bergener Stadtbad ist mit Eltern-Kind-Bereich, 25-Meter-Bahnen und 3-Meter-Sprungturm die Adresse für kleine Seepferdchen, Wasserratten und Langstreckenschwimmer
Birte

Birte

Seit mehr als 10 Jahren lebt und arbeitet Birte auf Rügen. Nach ihrem Studium der Geschichtswissenschaften und Station in Bremen hat sie ihren Lebensmittelpunkt auf unserer schönen Insel gefunden. Als echtes Küstenkind, das immer eine steife Brise um die Nase braucht, fiel ihr der Wechsel von der Nordsee an die Ostsee auch nicht schwer, nur die Tiede fehlt ihr ab und zu mal.

Regionen & Orte auf Rügen

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