Nach Fossilien, Bernstein und anderen Strandschätzen zu suchen ist auf Rügen ein beliebtes Hobby für Urlauber und Einheimische gleichermaßen. Ob Donnerkeile, Seeigel, Bernstein, Meerglas oder von Wind und Wetter bearbeitetes Gestein sowie Treibholz – die Strände auf Rügen, insbesondere die Steinstrände entlang der Kreideküste im Nationalpark Jasmund, sind ein Paradies für (Fossilien)-Sammler jedes Alters. Wann hat man schon mal mehrere Millionen Jahre einfach so auf der Hand?
Also schnappt Euch Eure Familie, packt einen kleinen Eimer für Eure Funde ein und begebt Euch auf eine aufregende Entdeckungsreise. Wer weiß, welche faszinierenden Fossilien und andere Strandschätze darauf warten, von Euch gefunden zu werden?
Was sind Fossilien
Dieser Begriff bezeichnet alle Spuren vorzeitlicher Lebewesen der Erdgeschichte. Dabei handelt es sich meist um Überreste von Tieren oder Pflanzen in Form von Versteinerungen oder Abdrücken.
Erhalten sind diese „Überreste” zumeist in Ablagerungsschichten aus Kalk-, Feuer- oder Sandstein, die sich am Meeresboden gebildet haben.
Die ältesten bisher bekannten Fossilien stammen aus Gesteinsschichten, die etwa 3,8 Milliarden Jahre alt sind. Material, das vor 10.000 Jahren nach der Eiszeit eingelagert wurde, gilt sogar nur noch als subfossil.
Der Ausdruck “Versteinerung” ist dabei tatsächlich nicht ganz korrekt, da nur ein Teil der Fossilien tatsächlich mineralisiert und somit zu Stein geworden ist. Dabei werden organische Substanzen in anorganische Substanzen umgewandelt und es entstehen Minerale.
Im Strandgeröll auf Rügen finden sich z.T. Fossilien aus über 500 Millionen Jahren Erdgeschichte. Der Großteil der hiesigen Funde stammt aber aus der Kreidezeit von vor rund 70 Millionen Jahren und befindet sich in der sogenannten Schreibkreide, aus der die berühmten Kreidefelsen auf der Halbinsel Jasmund bestehen.
Was ist Bernstein
Bei Bernstein, dem sogenannten „Gold der Ostsee”, handelt es sich um keinen echten Stein, sondern um fossiles, also versteinertes Harz.
Bernstein gibt es in verschiedenen Farben und Formen, in klargelb, gelb getrübt, knochenähnlichem weißgelb oder bräunlich-dunkel verfärbt -dem sogenannten „Brack”-, als Tropfen, Zapfen oder sogar Platten.
Ob es sich bei Euren gesammelten Schätzen tatsächlich um Bernstein handelt, könnt Ihr ganz leicht mit der Schwimmprobe testen. Hierzu benötigt Ihr nur ein volles Glas Leitungswasser, in dem Ihr zwei großzügige Esslöffel Salz auflöst. Bleibt Euer Fund auf der Oberfläche schwimmen, habt Ihr tatsächlich echten Bernstein gefunden.
Wo gibt es auf Rügen Fossilien und Bernstein?
Eigentlich an allen Stränden der Insel. Egal ob Ostsee oder Bodden, im Sand, zwischen den angespülten Steinen oder direkt im Spülsaum. Die Küsten von Rügen unterliegen ständiger Erosion durch Wind und Wasser, wodurch sich die Strände kontinuierlich verändern und immer wieder Fossilien freigelegt oder angespült werden.
Ein Großteil der Rügener Schreibkreide besteht aus Feuersteinknollen, die meist dunkelgrau bis schwarz sind und eine dünne, weiße Rinde haben. Aufgrund des ständigen Abtrags der Kreidekliffs bei Sassnitz und am Kap Arkona werden Feuersteine und Fossilien aus der umliegenden Kreide an den Stränden angespült. Wellen tragen dieses Material hin und her, was dazu führt, dass es von anhaftender Kreide befreit und die Kanten entschärft werden.
Bei größeren Abbrüchen und Auswaschungen zieht sich oft ein hellgrünes Band aus abgespülter Kreide durchs Wasser entlang der Küstenlinie. Mit etwas Glück könnt Ihr dann wunderbare Fossilien wie Seeigelsteinkerne, Donnerkeile, dickschalige Austern, Schwämme, Wurmröhren und vieles mehr finden.
Auch in Alt Mukran und entlang der Schaabe kann man am Strand zahlreiche Fundstücke entdecken.
Da Bernstein aufgrund seiner Beschaffenheit viel leichter ist, findet man ihn nicht zwischen dem Strandgeröll oder Strandkies, sondern vor allem zwischen kleinen Holzteilen und Pflanzenresten im Spülsaum am Sandstrand der Außenküsten. Zwischen den Seebädern Glowe und Juliusruh macht die Suche nach kleinen Bernsteinen besonders viel Spaß, vor allem für Kinder, die gerne in den aufgespülten Algenteppichen stöbern.
Wann findet man auf Rügen am Besten Fossilien, Bernstein und Co.?
Die beste Zeit zum Sammeln von Fossilien und auch Bernstein ist nach den Sturm- und Wintermonaten zwischen Februar und April sowie im Herbst, wenn durch das aufgewühlte Wasser neues Material freigespült und an Land getragen worden ist.
Doch gerade an den Steilküsten müsst Ihr immer vorsichtig sein! Vor allem wenn man mit Kindern unterwegs ist, sollte man nie zu nahe an das Hochufer oder die oberen Steilhänge herangehen und auch am Strand einen ausreichenden Abstand zur Steilwand einhalten, da eine aktive Steilküste ständig in Bewegung ist und es zu Abbrüchen kommen kann! Achtet also bitte immer auf die Hinweisschilder vor Ort und respektiert ggf. Absperrungen.
Zum Schutz der Natur und des Nationalparks sollten Fossilien zudem nur von den Stränden gesammelt und keines Falls aus den Klippen oder Steilklüften geschlagen oder gepult werden. Es ist auch wichtig, die Regeln des Nationalparks zu respektieren und das natürliche Gleichgewicht nicht zu stören.
Diese Fossilien und andere Strandschätze könnt Ihr auf Rügen finden
An den Ostseestränden Rügens gibt es eine Vielzahl von Fossilien, die man entdecken kann. Die Vielfalt und Häufigkeit der Fossilien kann je nach Strandabschnitt und geologischer Formation variieren.
Hier sind einige der Arten, die häufig gefunden werden:
- Belemniten: Belemniten – eher bekannt als Donnerkeile – waren Kopffüßer, die vor langer Zeit gelebt haben. Von ihnen findet man meist nur die verkalkten inneren Strukturen, wie zum Beispiel die schlanke, spitz zulaufende Belemniten-Sipho. Diese sehen aus wie längliche Stifte und sind oft in den Kalkschichten der Schreibkreide enthalten. Donnerkeile gehören zu den häufigsten Strandfunden auf Rügen. Vor allem wenn die Bruchstücke noch nass sind, fallen sie zwischen dem Gestein durch ihre leicht rosa leuchtende Farbe auf.
- Seeigel: sie gehören zu den begehrtesten Strandfunden. Von den stacheligen Meerestieren findet man zumeist den wunderschön strahlenförmig gezeichneten Steinkern. Gelegentlich gibt es auch Exemplare, an denen noch teilweise die weiße Kalkschale anhaftet. Auch Seeigel-Stacheln oder Bruchstücke davon sowie kleine Platten des Kronenseeigels (eine echte Rarität unter den Fossilien) finden sich im Strandkies.
- Kalkschwämme: Kalkschwämme sind kleine, von einer Porenstruktur überzogene Kalkkügelchen. Mit ihrem zumeist mittig platzierten Loch sehen sie wie kleine, weiße Perlen oder Kugeln aus, die zwischen den kleineren Gesteinen sowie im Strandkies zu finden sind.
- Bryozoen (Moostierchen): Bryozoen sind koloniebildende Tiere, deren verwirrte Struktur an Moos erinnert. Sie sind ebenfalls in der Kreidegesteinsschicht zu finden und können in verschiedenen Farben vorkommen.
- Muscheln: Zumeist findet Ihr auf Rügen die sogenannte Dickmuschel, die einer Auster ähnelt. Auch Steckmuscheln könnt Ihr zwischen dem kleineren Geröll finden. Armfüßer hingegen sehen zwar ähnlich wie unsere heutigen Herzmuscheln aus, gehören aber nicht zur Gattung der Muscheln.
- Einzelkorallen: Obwohl Korallen eher mit tropischen Riffen in Verbindung gebracht werden, könnt Ihr auch versteinerte Einzelkorallen in der Schreibkreide von Rügen entdecken. Es sind oft kleinere, gut erhaltene Stücke, die zumeist hornartig geformt sind und innen einen strahlenartigen Kern haben.
- Wurmröhren: Wurmröhren zählen ebenfalls zu den Fossilien, die an den Ostseestränden entdeckt werden können. Diese tunnelartigen Strukturen sind oft in den Kalkablagerungen zu finden und können unterschiedliche Größen und Formen aufweisen.
- Kleinfossilien: Neben den Seeigel-Stacheln und -Platten gehören hierzu auch Seesternplatten und die zumeist sternförmigen Stielglieder von Seelilien.
- Klappersteine: diese zumeist kugelrunden Feuersteinhüllen sind noch eine begehrte Rarität an Rügens Küsten. Wie der Name schon sagt, klappern diese Steine beim Schütteln tatsächlich. Grund dafür ist der im Feuerstein eingeschlossenen, frei bewegliche Kieselschwamm.
Weitere Strandfunde:
- Hühnergötter: diese durchlöcherten Feuersteine findet Ihr überall an den Stränden der Insel. Als Halsschmuck sollen sie dem Träger Glück oder auch Schutz bringen. Ihren Namen haben diese Steine dem Volksglauben zu verdanken, dem zufolge solch ein Stein im Hühnernest zu erhöhter Legetätigkeit führen sollte.
- Meerglas: bunt, von den Wellen abgeschliffen und in der Sonne funkelnd sind angespülte Glasscherben beliebte Sammelobjekte für die heimische Deko.
- Muscheln: ob Miesmuschel, Herzmuschel oder baltische Plattmuschel, auch auf Rügen finden kleine Sammler eimerweise Strandschätze
- Treibholz: ebenfalls begehrt für die heimische Haus- oder Gartendekoration ist angespültes Treibholz. Von Wind und Wellen abgeschliffen und von der Sonne ausgeblichen könnt Ihr es ist verschiedensten Größen und Formen am Strand finden.
- Kuriositäten: besonders nach heftigen Stürmen könnt Ihr eine Vielzahl unterschiedlichster Dinge an den Stränden entdecken. Von alten Fischdosen aus DDR-Zeiten, über einzelne Schuhe und Gummistiefel bis hin zu über Bord gegangenes Fischereiequipment gibt die Ostsee immer wieder Neues preis.
Mehr über die Rügener Kreide und ihre Fossilien könnt Ihr in Europas einzigem Kreidemuseum in Gummanz bei Sagard erfahren. Wer sich bei seinen Strandschätzen nicht ganz sicher ist, um was für Fossilien es sich tatsächlich handelt, kann sie zudem dort bestimmen lassen.
Sammeln für die Umwelt
Ähnlich wie bei der inselweiten Initiative „Weniger fürs Meer – Weniger Müll. Mehr Umweltbewusstsein“, z.B. im Ostseebades Baabe, könnt auch Ihr bei Euren Fossilien-Touren der Umwelt etwas Gutes tun und währenddessen den angespülten Müll mit aufsammeln. Packt Euch einfach eine kleine Tüte oder einen zusätzlichen Eimer ein.