Prora auf Rügen
In den Dünen der Binzer Bucht steht er, der legendäre über 4,5 Kilometer lange Gebäudekomplex entlang der Ostsee. Vom sogenannten Koloss von Prora über Dritte zu erfahren oder ihn live zu erleben, ist noch mal eine andere Hausnummer. Wir zeigen Euch, warum Prora auf Rügen so außergewöhnlich ist und sich ein Besuch in jedem Fall lohnt.
Bis heute ist Prora eines der monumentalsten Bauzeugnisse unserer Zeit. Auf knapp 4,5 Km Länge ballen sich über acht Jahrzehnte abwechslungsreicher Bau- und Nutzungsgeschichte, zwei politische Systeme haben hier ihre Spuren hinterlassen.
Zwischen Neu Mukran und dem Ostseebad Binz gelegen, entwickelt sich das monströse Gebäude gerade zum neuen Insel-Hotspot. Aus dem einst unvollendeten KdF-Seebad aus der NS-Zeit, das später zu einem der größten NVA-Standorte der DDR wurde, ist eine luxuriöse Anlage mit Geschäften, Restaurants, Miet- und Eigentumswohnungen sowie Ferienappartements geworden. Die Jugendherberge Prora und verschiedene Hotels ergänzen die Übernachtungsmöglichkeiten. Auch die meisten Bewohner sind eingezogen, mit einem der schönsten Badestrände Rügens direkt vor der Haustür.
Das erwartet Dich hier
Proras Geschichte: Wie alles begann
Auf 4,5 Km Länge könnt Ihr in Prora auf Spurensuche gehen.
In der NS-Zeit soll Prora ein großes Seebad für 20.000 Urlauber werden. Damals heißt die Anlage noch „Kraft-durch-Freude-Seebad Rügen“, der Name „Prora“ hat sich erst später etabliert, als aus den unfertigen KdF-Bauten einer der größten Militärstandorte der DDR wird.
Der Entwurf für das Seebad stammt vornehmlich vom Architekten Clemens Klotz. Acht Bettenhäuser -die heutigen Blöcke- sind in erster Reihe am Strand der Prorer Wiek (heute Binzer Bucht) vorgesehen, dazwischen ein zentraler Festplatz mit Kaianlage. Der ursprünglich 5 km lange Komplex soll dem deutschen Arbeiter zu günstigen Preisen die „wahren Erholung“ verschaffen und ihn „nervenstark“ für den kommenden Krieg machen. Insgesamt fünf solcher KdF-Seebäder sind entlang der Ostseeküste zwischen Timmendorfer Strand und Ostpreußen geplant. Prora ist sozusagen der Prototyp.
Der Startschuss fällt am 02. Mai 1936 mit der Grundsteinlegung, der Grundstein ist allerdings bis heute verschollen. Nach den Feierlichkeiten wird die Baustelle eingerichtet, auch die Bahnstrecke Lietzow-Binz mit Haltestellen in Prora stammt aus dieser Zeit. Ab 1938 nehmen die Bauten dann nach und nach Gestalt an, das Seebad wird zu einer der Großbaustellen im Dritten Reich. Die Propaganda läuft auf Hochtouren.
Doch der Kriegsverlauf ändert auch die Pläne für Prora. Mit Kriegsende gehört die Insel Rügen zur Sowjetischen Besatzungszone, die Rohbauten werden zu begehrten Baustoffquellen, auch für die Bevölkerung. Der ursprünglich südlichste Block, in direkter Nachbarschaft zu Binz, verschwindet in dieser Zeit vollständig.[/caption]
Prora nach 1945
Aus der geplanten Urlaubsanlage wird einer der größten Militärstandorte der DDR.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Durch den beginnenden Kalten Krieg und der Wiederaufrüstung in Ost- und Westdeutschland wird Prora schließlich als Militärstandort interessant. Ab 1952 wird das Gelände von der Kasernierten Volkspolizei (KVP) genutzt, dem Vorläufer der 1956 folgenden Nationalen Volksarmee der DDR. Zeitgleich beginnt auch der Ausbau, fünf der noch sieben bestehenden Rohbauten werden fertiggestellt. Einer davon, der heutige Block 1 bei Binz (die Zählung verläuft von Süd nach Nord), wird Ferienheim für Armeeangehörige. Die letzten beiden nördlichen Gebäude (die heutigen Ruinen Richtung Mukran) bleiben unvollendet und sind später Truppenübungsplatz. Der Strand bis kurz vor Binz sowie das Areal der heutigen Naturerbefläche werden militärisches Sperrgebiet.
Militärstandort Prora
Mit Gründung der NVA ist Prora ab 1956 Standort für Landstreitkräfte. Über 10.000 Soldaten sind hier zu Spitzenzeiten stationiert. Es kommt zu mehrfachen Umstrukturierungen, Einheiten kommen und gehen. Lehreinrichtungen für Unteroffiziere gehören seit den 1960er Jahren ebenfalls zum Standort. 1981 folgt die DDR-weit erste Offiziershochschule für ausländische Kader. Militärangehörige aus Mosambik, Nicaragua, Kuba und anderen Staaten werden in Block 4 ausgebildet.
Im nördlichen Block 5 sind bis in die frühen 1980er Jahre Fallschirmjäger stationiert, mit den Ruinen nebenan als Übungsgelände.
Mit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht sind seit 1962 ebenfalls Wehrdienstleistende in Prora. Der Standort ist unter ihnen für seinen Drill und die abgeschiedene Lage verschrien, das Motto „Drei Worte genügen – nie wieder Rügen“ wird zum geflügelten Wort.
Ab 1964 kommen die sogenannten Bausoldaten hinzu. Sie müssen auf dem Gelände u.a. Truppenübungsplätze anlegen und andere Bautätigkeiten für die Armee ausführen.
Bausoldaten in Prora
Die Waffendienstverweigerer der DDR.
1982 wird Prora zum größten Bausoldatenstandort in der DDR. Nach dem Abzug der Fallschirmjäger ziehen mehrere hundert Waffendienstverweigerer in den Block 5. Sie müssen beim Bau des Fährhafens in Mukran mitarbeiten, um eine direkte Seeverbindung zwischen der DDR und der Sowjetunion zu schaffen.
Mit dem Mauerfall 1989 werden die letzten Bausoldaten doch noch kurzzeitig im zivilen Bereich eingesetzt, nach der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland 1990 gibt es keinen Bausoldatendienst mehr.
Etwa 15.000 Bausoldaten hat es insgesamt in der DDR gegeben. Rainer Eppelmann, der nach dem Mauerfall zum Minister für Abrüstung und Verteidigung in der letzten DDR-Regierung wird, ist ebenfalls ehemaliger Bausoldat. Die Geschichte hat zuweilen ihren ganz eigenen Humor.
Vom Militärstandort zum heutigen Touristen-Hotspot mit Flaniermeile
Prora erfindet sich neu.
1990 übernimmt die Bundeswehr den Standort, zwei Jahre später erfolgt die Auflösung und Übergabe des Areals an das Bundesvermögensamt (heute BImA). Kurz darauf wird die Anlage unter Denkmalschutz gestellt und bleibt in der Folgezeit überwiegend ungenutzt. Einige Jahre später folgt der Entschluss, die einzelnen Blöcke zu veräußern. Bis auf den Block 5 mit der Jugendherberge, der zu 1/3 Eigentum des Landkreises ist, gehört die Anlage heute privaten Investoren und ist größtenteils zu modernen Wohn- und Ferienanlagen saniert. Hotels, Geschäfte und gastronomische Angebote erwarten Euch hier. Ein neues Kapitel in Proras Geschichte ist gerade dabei, geschrieben zu werden.
TIPP: Mehr über die wechselvolle Geschichte Proras erfahrt Ihr in den Ausstellungen und bei geführten Rundgängen des Dokumentationszentrums Prora (Block 3) und des PRORA-ZENTRUMs (Block 5).
Freizeitaktivitäten in Prora
Auf fast 5 Km Länge gibt es in Prora mehr als nur Historie zu entdecken!
Bücherzirkus Prora
Über 10.000 Titel erwarten Euch im ganzjährig geöffneten Bücherzirkus. Hier gibt es Romane, Thriller, Krimis, Taschenbücher, Kinder-, Koch-, und Sachbücher sowie Ratgeber, Belletristik, Bildbände u.v.m. Das Outlet im Glaspalast ist über die Zufahrt Prora-Nord zu erreichen.
Sandskulpturenausstellung
Auf 4.000 m2 Ausstellungsfläche präsentieren sich im Glaspalast beeindruckende Skulpturen, die bis zu acht Meter hoch sind. Passend zum jährlich wechselnden Motto erschaffen die beteiligten internationalen Künstler phantastische Welten aus Sand.
Oldtimer-Museum
Hier kommen große und kleine Tüftler und Fahrzeug-Liebhaber ins Schwärmen. Ob auf der Straße oder Schienen, ob Ost, West oder international, im Oldtimer-Museum gibt es so manches Schätzchen zu entdecken und zu bestaunen.
Restaurant & Café Break
Ob perfekter Tagesstart mit leckerem Frühstück, Süßes für die Seele in Form von BubbleWaffeln, Bubbletea und Frozen Yoghurt oder täglich wechselndes Abendbuffet – im Restaurant & Café Break wird jeder satt.
Öffnungszeiten: 9 bis 14:30 Uhr & 18 bis 22 Uhr, Mittwoch Ruhetag
Restaurant & Café Break
Südstrand 201
18609 Ostseebad Binz/Prora
info@cafe-break.de
038 393 67 89 73
Stranderlebnisse an der Ostsee
Nicht umsonst bekommt die Binzer Bucht jedes Jahr wieder die blaue Flagge verliehen.
Der Strand von Prora entlang der Binzer Bucht ist paradiesisch: weißer Sand, blaue Ostsee und kilometerlange Dünen. Die Meeresbrise erfrischt zu jeder Jahreszeit. Der Bereich der ehemaligen Kaianlage des geplanten KdF-Seebades Rügen teilt die Binzer Bucht in einen Nord- und Südstrand. Der Nordstrand bis Neu Mukran ist ein Naturstrand, verfügt aber im Bereich von Block 5 über öffentliche Sanitäranlagen. Im Sommer kann man sich hier im Bistro der Jugendherberge mit Snacks und Getränken versorgen, auch ein mobiler Eisverkäufer dreht in der Saison seine Runden am Strand. Der belebte Südstrand verläuft größtenteils entlang des Ostseebades Binz und ist gesäumt von Strandkörben sowie Gastronomien und Cafés. In beiden Bereichen sorgt die DLRG für Sicherheit beim Baden. Auch für FKK-Anhänger und vierbeinige Strandbesucher sind auf beiden Strandseiten Bereiche ausgewiesen.
Proras Museumsvielfalt
Ob klassische Dokumentation oder Erlebnisausstellung zum Staunen und Mitmachen, Prora hat für jede/n etwas.
Prora-Zentrum
Im ehemaligen Wachgebäude an der Zufahrt zu Block 5 befindet sich das PRORA-ZENTRUM. Hier könnt Ihr Euch über die NS- und DDR-Geschichte Proras und zu den Bausoldaten informieren. Geführte Geländerundgänge, Filme und eine Außenausstellung ergänzen das Angebot.
Dokumentationszentrum Prora
Hier erfahrt Ihr in der Dauerausstellung “MACHT Urlaub” alles zum geplanten KdF-Bad und zur NS-Sozialpolitik. Zudem zeigt das Dokumentationszentrum wechselnde Dauerausstellungen, Führungen und Radtouren entlang der Anlage.
NVA-Museum
Ganz in der Nähe befindet sich auch das NVA-Museum Rügen, in dem Technikfreunde ins Schwärmen geraten. Seltene Exponate aus den Beständen der ehemaligen NVA vermitteln Euch einen Eindruck von der Zeit des Kalten Krieges.
Ausflugstipps und Sehenswürdigkeiten in Prora und Umgebung
Prora hat den Sprung geschafft und sich zu einem der hippsten Orte entlang der Ostseeküste gewandelt. Die Kombination aus modernem Wohnen, Kultur, Gastronomie und dem historischen Ort hat ihren ganz eigenen Charme. Wir haben Euch die Hotspots herausgesucht, die Euch hoffentlich genauso begeistern wie uns. Flaniert durch Prora und lasst Euch all die besonderen Details rund um Architektur und Geschichte nicht entgehen. Dabei könnt Ihr ganz gemütlich zu Fuß entlang der Promenade schlendern oder Ihr leiht Euch direkt in Prora, etwa beim Fahrradverleih Rügen, ein geeignetes Gefährt für Eure Erkundungstour.
Natur erkunden am Baumwipfelpfad im Naturerbe Zentrum Rügen (NEZR)
Prora verfügt über jede Menge Wald. Im Naturerbe Zentrum Rügen erlebt Ihr die beeindruckende Tier- und Pflanzenwelt hautnah. Interaktive Stationen, Naturexperimente und eine Erlebnisausstellung: das Naturerbe Zentrum bietet Groß und Klein viele Möglichkeiten sich mit der Vielfalt der Natur auseinanderzusetzen.
Und das Beste: vom 40 m hohen Baumwipfelpfad des Naturerbe Zentrums Rügen liegen Euch ganz Prora und die Ostsee zu Füßen.
Familienabenteuer in Proras Wäldern
Ihr liebt mehr die sportlichen Herausforderungen? Dann seid Ihr hier ebenfalls genau richtig. Rund um den Strand gibt es herrliche Kiefernwälder, die man im Kletterwald Binz / Prora auch in großer Höhe erkunden kann. Versteckte Caches see- und landseitig der Anlage machen zudem Lust auf eine Schnitzeljagd per GPS.
Ebenfalls abenteuerlich ist auch Proras Modern Playground, der voller Sport- und Freizeittrends steckt. Bei Lasertag und Exit Game setzt man alles auf Rätselspaß, Teamgeist und Kombinationsgeschick. Das 5000 qm große Outdoor-Spielareal, rund um das Thema Piraten, ist bei jedem Wetter bespielbar.
Shopping in Prora auf Rügen
Zugegeben: ein Einkaufsbummel bietet eine gelungene Abwechslung zum Kultur- und Aktivprogramm.
Wer auf italienische Mode steht, geht einfach ein Stückchen entlang des Südstrandes. Im dueAmiche Store findet Ihr angesagte Labels, die Euer Herz begehrt. Alles für das leibliche Wohl bietet Euch der Edeka in der Neuen Mitte Prora.
Essen mit Aussicht
Ihr seht, es gibt viele Gründe einen Tag in Prora zu verbringen. Einer davon ist auch das kulinarische Angebot. Vom beliebten Coffeeshop mit jeder Menge Süßkram, italienischem Eis, duftenden Bäckerbrötchen und Teigwaren bis zu Hamburgern, Pommes, Pizza oder Fish & Chips, wie z.B im the dutch bei der Sandskulpturenausstellung, ist Euch kulinarische Abwechslung garantiert.