Rügens Großsteingräber: Hügel- und Hünengräber, die Ehrfurcht einflößen

Gastbeitrag Dr. Katrin Staude

Rügen zählt in Norddeutschland zur Region mit den meisten und besterhaltenen Bodendenkmälern und weist die höchste Dichte an Großsteingräbern auf. Erfahrt mehr von den historischen Zeitzeugen und wie man diese auf Rügen am besten entdeckt.

Was sind Hünengräber?

Hünen- bzw. Großsteingräber, auch als Megalithgräber bezeichnet, stammen aus der Jungsteinzeit, die in Norddeutschland um 4100 v. Chr. beginnt. Diese Epoche ist gekennzeichnet von einer sich wandelnden Wirtschaftsform vom nomadisierenden Jäger und Sammler zur sesshaften Bauernkultur, die sich auf Rügen und in Norddeutschland nur langsam etablierte. Megalithgräber wurden vor ca. 5000 Jahren gebaut, einige schon vor ca. 5500 Jahren. Sie sind die ältesten Monumente bzw. die ältesten Bauten in Norddeutschland.

Zu den drei beeindruckendsten Hünengräbern zählen die „Ziegensteine“ bei Putbus, der „Riesenberg“ nahe Kap Arkona und das „Fürstengrab“ im Schlosspark Dwasieden in Sassnitz. Diese Großsteingräber weisen allesamt Wächtersteine, besondere Grabkammern und eine erstaunliche Größe ihrer Hünenbetten auf.

Das Dwasiedener Hünengrab

Das Dwasiedener Hünengrab nahe des Hochuferweges bei Sassnitz ist mit einer Länge von 35 m, zwei großen Wächtersteinen und einem gut erhaltenen trapezförmigen Hünenbett, das die Grabkammer in Form von Umfassungssteinen umgibt, besonders imposant. Bei der Ausgrabung 1970 von Prof. Ewald Schuldt wurden vor und im Eingang zur Grabkammer diverse Funde entdeckt, u. a. Keramikscherben, Pfeilspitzen, Bernsteinperlen, Beile und andere Feuersteingeräte. Eine weitere Besonderheit am Grab sind die am umgekippten Wächterstein und an einem der Einfassungssteine angebrachten Schälchen, die bis heute viele Fragen offenlassen.

Megalithgrabanlagen der ersten Bauern

Eine einzigartige Grabanlage aus sieben gut erhaltenen ca. 5000 Jahre alten Großsteingräbern befindet sich im Dreieck zwischen den Dörfern Lancken-Granitz, Dummertevitz und Burtevitz. Diese im Großkreis Vorpommern-Rügen größte und am besten erhaltene Megalithgrabkonzentration mit ehemals mindestens 19 Hünengräbern wurde fast komplett archäologisch untersucht. Aus den Großdolmen mit Windfang konnten u. a. Keramikscherben, Bernsteinperlen, Äxte, Beile, Pfeilspitzen und Klingen, aus einigen Gräbern auch menschliche Knochen und Funde aus der Bronzezeit geborgen werden.

Die Ziegensteine bei Lancken-Granitz

Unter den „Ziegensteinen“oder auch „Siegessteinen“, zwischen Lancken-Granitz und Groß Stresow, versteht man einen ca. 35 m langen Großdolmen mit einem teils gut erhaltenen trapezförmigen Hünenbett und zwei Wächtersteinen. Als Prof. Dr. Ewald Schuldt 1969 dieses Großsteingrab archäologisch untersuchte, kamen neben den typischen Funden aus der Trichterbecherkultur auch sieben slawische Urnen zum Vorschein. Bei Megalithgräbern ist eine erneute Nutzung über längere Zeiträume – hier über ca. 4000 Jahre – in Form von Nachbestattungen nicht unüblich.

Großsteingrab Goldbusch

Zwischen Altensien und Moritzdorf liegt auf einer flachen Anhöhe das Großsteingrab „Goldbusch“. Auch unter Leitung von Prof. Ewald Schuldt wurde dieses Grab 1969 archäologisch untersucht. Dabei wurde entdeckt, dass die Tragsteine nicht wie üblich in eine Grube eingelassen wurden, sondern auf den anstehenden Boden gestellt worden sind und ringsherum eine Lehmpackung zur Stabilität aufgeschichtet wurde. Neben trichterbecherzeitlichen Funden aus der Zeit um 3000 v. Chr., zu denen Beile, Meißel, Klingen, Keramik und Querschneider zählen, konnten bei der Ausgrabung auch jüngere Funde aus der Einzelgrabkultur geborgen werden. 

Ab dem 18. Jh. fielen zahlreiche Großsteingräber auf Rügen den Steinschlägern zum Opfer. Besonders seit der zweiten Hälfte des 19. Jh. zogen diese sog. Steinschlägerkolonnen über Rügen hinweg, die die Steine in transportable Quader teilten. Verwendet wurden die Findlinge so vor allem im Straßen- und Hausbau.

Der Riesenberg bei Juliusruh

Der „Riesenberg“ befindet sich direkt am Meer, am Radwanderweg zwischen dem Kap und Juliusruh. Bei dem ca. 34 x 11-18 m (L x B) großen Megalithgrab handelt es sich um einen erweiterten Dolmen mit trapezförmigem Hünenbett, zwei teils 3 m hohen Wächtersteinen (von insgesamt vier) und zwei Grabkammern als Besonderheit. Aufsehenerregend war der Fund einer arabischen Münze, ein omajadischer Dirham, sowie einer eisenzeitlichen Urne als Nachbestattung in einer der Grabkammern, die u. a. ein Fibel- und Messerrest enthielt. Die Münze, aber auch die geborgene Keramik vom Südteil des Grabes, datieren in die Slawenzeit.

Versteckte Megalith-Grabnekropole bei Binz

Die Großsteingräber vom „Toten Mann“: Eine ganz besondere jungsteinzeitliche Nekropole befindet sich im Forst Prora bei Binz. Nur wenigen Einheimischen ist diese einmalige Anlage in der Gemarkung Lubkow bekannt, u.a. wegen der Lage mitten im Wald und der Erreichbarkeit nur zu Fuß. Die Nekropole aus acht Hünengräbern, die auch als der „Tote Mann“ bezeichnet wird, liegt inmitten eines ehemaligen Sperrgebietes der NVA am Südrand der Schmalen Heide in der Naturerbefläche Prora. Die Nekropole erstreckt sich – wie in einer Reihe angeordnet – an einem Hang der Tribberatzer Berge in ca. 20 m über NN auf einem Areal von ca. 500 x 100 m.

Neben Großdolmen kommen beim „Toten Mann“ auch erweiterte Dolmen mit nur zwei Jochen und einem Urdolmen mit nur einem Deckstein vor. Die Konstruktion eines Joches besteht in der Megalitharchitektur aus zwei Tragsteinen und einem aufliegenden Deckstein, als Teil der Grabkammer.

Das älteste Grab von Rügen

Bei dem Urdolmen handelt es sich anscheinend nicht nur um die älteste Grabanlage der Nekropole, sondern auch um das bisher älteste Grab von Rügen. Der noch intakte Urdolmen lag zusammen mit einem erweiterten Dolmen in einem Hügel, der von Rollsteinen abgedeckt war. In der ca. 0,85 x 0,28 m kleinen Kammer des Urdolmens konnten Skelettreste nachgewiesen werden. Die menschlichen Knochen reduzierten sich jedoch nur auf einen Schädel und einige Wirbelknochen. Der Unterkiefer des Skeletts war bei der Auffindung unnatürlich weit geöffnet, was möglicherweise mit religiösen Praktiken in Verbindung zu bringen ist. Bis auf einen Rauchquarzkristall unter dem Schädel war das Grab beigabenlos. Über eine AMS-Datierung an einem Zahn gelang es, den Urdolmen um ca. 3500 v. Chr. einzuordnen.

Der Beginn von Rügens Großsteingräbern

Über eine AMS-Datierung an einem Zahn gelang es, den Urdolmen um ca. 3500 v. Chr. einzuordnen. Dieser Zeitpunkt kann als der Beginn der Errichtung von Großsteingräbern auf Rügen angesehen werden. Die Jungsteinzeit selbst beginnt jedoch schon um 4100 v. Chr. in Norddeutschland. Sie wird mit einschneidenden wirtschaftlichen Veränderungen, wie der Sesshaftwerdung und dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht in Verbindung gebracht. Auch technische Neuerungen wie die Einführung des Hakenpfluges oder die Herstellung von geschliffenen Feuersteinwerkzeugen oder Äxten und das vermehrte Aufkommen von Keramik, die am Ende der Mittelsteinzeit in der sog. Ertebøllekultur bereits bekannt war, gehen mit der „Neolithisierung“, dem Umbruch vom Jäger und Sammler zum Bauern, einher.

Das längste bekannte Großsteingrab auf Rügen

Ein weiteres neolithisches Grab nahe des Urdolmens zeigt ebenfalls einige Besonderheiten auf. Es handelt sich mit seinen ca. 50 m zum einen um das längste bekannte Großsteingrab auf Rügen und zum anderen um ein Grab, das in fast allen Epochen erneut genutzt wurde, unter anderem für Nachbestattungen. So fand man bei Ausgrabungen in den Jahren 1985 und 1986, die übrigens auch den benannten Urdolmen und andere Gräber umfassten, eine eisenzeitliche und slawische Bestattung, aber auch neben der mittelneolithischen Keramik bronzezeitliche, frühneuzeitliche und frühdeutsche Gefäßscherben sowie Feuersteinartefakte.

Mit markantem Wächterstein

Dieses Südwest-Nordost orientierte Großsteingrab weist neben der kleinen Grabkammer aus Rotsandsteinplatten und dem nicht mehr vorhandenen eisenzeitlichen Grabhügel auf dem Hünengrab noch einen Wächterstein an der Nordwestecke vom rechteckigen Hünenbett (Umfassungssteine) auf, der mit 46 Schälchen und einer Rille gekennzeichnet ist. In der Grabkammer wurde ein menschliches Röhrenknochenfragment, Ziegel- und Glasreste, aber auch Keramik aus verschiedenen Epochen entdeckt. Spannend ist insbesondere die Hügelgrabbestattung auf dem Großsteingrab: In dem vor der Grabung ca. 1 m hohen und 13 m großen (Umfang) Hügel fanden die Ausgräber in der Mitte ein kreisrundes Steinpflaster aus kopfgroßen Rollsteinen mit einem Durchmesser von 2,2 m. Im Zentrum dessen befand sich ein Pflaster aus Rotsandstein, auf dem Holzkohle, Leichenbrand und Scherben einer Urne, die ins 6. Jh. v. Chr. datiert werden kann, auflagen. Durch den Wegebau zu NVA-Zeiten wurde leider quer durch das ca. 8 m breite Großsteingrab ein Weg gebaut und somit ein Teil des Grabes zerstört.

Steingrab in Silvitz auf Rügen

© René Geyer

Auf einem ehemaligen Wegerest, der sich auf einem Höhenzug zwischen Silvitz und Karow auf Rügen erstreckt, befindet sich ein Grabmal aus der Jungsteinzeit. Trotz einer bewegenden Geschichte, die besagt, dass das Grabmal im 18. Jahrhundert geöffnet und geplündert wurde, sind die einzelnen Steinblöcke bis heute in ihrer ursprünglichen Lage und Formation erhalten geblieben.

Laut einer alten Sage soll unter dem Grabhügel noch immer ein Schatz verborgen sein, der bislang niemandem zugänglich gemacht wurde. Trotz zahlreicher Versuche blieb der Schatz bis heute unentdeckt und wartet darauf, von einem wagemutigen Entdecker gefunden zu werden.

Als für Rügen kulturhistorisch bedeutendes Bodendenkmal ist das Grabmal von unschätzbarem Wert und erzählt eine Geschichte, die über Generationen hinweg reicht. Vom Hünengrab aus bietet sich dem Besucher ein atemberaubender Blick auf die umliegende Landschaft, welche einst auch unsere Vorfahren beeindruckt haben muss. Es scheint, als hätten sie diesen Ort ganz bewusst ausgewählt, um hier ihre letzte Ruhestätte zu finden. So schafft bietet das Großsteingrab nicht nur eine beeindruckende Aussicht, sondern schafft auch eine faszinierende Verbindung zur Vergangenheit der Insel Rügen.

Im Gastbeitrag von René Geyer erfahrt Ihr mehr über die zahlreichen Rügen-Sagen und Inselgeschichten.

13. Der Apfel – „Pommerscher Krummstiel“

Der Pommersche Krummstiel © René Geyer

Er gehört zu dem bekanntesten Obst, gerade in der dunklen Jahreszeit und besonders zur Wintersonn-wendzeit: der Apfel. Der Apfelbaum, der uns im Wonnemonat Mai mit seinen herrlichen Blühten erfreute, trägt im Herbst die herrlich goldroten, reifen Äpfel.

Besonderheiten des Pommerschen Krummstiels

Der hier vorgestellte Apfel ist sogar ein richtiger „Rüganer“. Er entstand vermutlich schon vor 1800 auf der Insel Rügen! Der Apfel ist mittelgroß und erntereif von September bis in den Oktober. Seine Genußreife hat er von Oktober bis Februar. So ist er ein echter Winterapfel.
Dieser Apfel war in Vorpommern eine der Hauptsorten. In alten Gärten und auf längst verlassenen, alten Hofstellen ist er noch heute anzutreffen. Ein besonderes Erkennungsmerkmal bei dieser wunderschönen, alten Apfelsorte ist der krumme Stiel, der aus der sogenannten Stielgrube hervortritt. Der Apfelbaum selbst ist sehr starkwüchsig und kann sehr alt werden. Er bildet eine breite Krone. Die Apfelsorte an sich ist aber gefährdet.

Nutzen für Mensch und Tier

Für alle Verwendungen ist der Apfel nutzbar, ob zum Rohverzehr, zum Saften, zum Kochen oder für die Geleeherstellung. Die Äpfel besitzen ein süßsäuerliches, würziges Aroma und sind schön knackig.
Schaut man sich nicht nur den Nutzen des Obstes für uns Menschen an, sondern auch den für unsere heimische Insektenwelt kommt man sogar bei unserem „Rüganer“ ins Staunen. Der Pollenwert für Insekten wird als sehr hoch bezeichnet. Sehr viele Wildbienenarten profitieren von der Blüte und auch etliche Raupenarten kommen auf dem Apfelbaum vor, was wiederum ein Vorteil für unsere heimischen Vögel ist. Auch heimische Schmetterlinge fliegen den Apfelbaum in seiner Blütezeit gerne an.

Der „Pommersche Krummstiel” in der Mythologie

Unseren germanischen Vorfahren war der Apfelbaum sogar heilig und sorgte in der Götterwelt für Kraft und Ausdauer.

Was sind Hügelgräber?

Auf Rügen kommen unzählige Hügelgräber vor, die zeitlich gesehen meist in die Bronzezeit (Beginn ab ca. 1800 v. Chr.) einzuordnen sind. Nicht immer lassen sich rein optisch Hügelgräber von jungsteinzeitlichen Megalithgräbern unterscheiden, denn auch die Hünengräber mit ihren steinernen Grabkammern wurden damals oft überhügelt. Auch in anderen Epochen, wie z. B. in der Eisenzeit oder Slawenzeit, wurden Hügelgräber gebaut, weshalb die zeitliche Einordnung dieses Grabtyps nie ganz leichtfällt.

Hügelgräber bei Woorke

Eine gut erhaltene Grabnekropole – die größte bronzezeitliche von Rügen – befindet sich in der Nähe von Ralswiek zwischen Patzig und Woorke. Diese Grabnekropole, bestehend aus insgesamt 13 noch teils 6 m hohen Hügelgräbern, stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus der älteren Bronzezeit. In dieser Zeit war es typisch, dass in dieser Region Baumsargbestattungen unter einem Hügel angelegt wurden. Dazu wurden Eichen längs aufgespalten und ausgehöhlt, so dass der Leichnam und die Beigaben im Hohlraum Platz hatten. Der Sarg wurde auf eine Steinpackung gestellt und komplett überhügelt. Der Hügel selbst wurde meist noch mit einem Steinkranz und einer Rollsteinpackung, die das gesamte Hügelgrab abdeckte, versehen. Davon ist heute jedoch nur noch wenig zu erkennen.

Hügelgräber bei Sassnitz

In der Nähe von Sassnitz bei der kleinen Ortschaft Promoisel konnten 1987 und 1988 durch Günter Rennebach zwei Hügelgräber auf dem Bakenberg archäologisch untersucht werden. Ursprünglich verzeichnet die Hagenowsche Karte hier fünf Hügelgräber, die sich auf einem Höhenzug erstreckten. Der Hügel 6 enthielt eine einzelne Bestattung, Hügel 4, der von einem Steinkreis von 9 m Durchmesser umgeben war, sogar 5 älterbronzezeitliche Bestattungen. Im Fundgut, z.B. in der Keramik, spiegeln sich eindeutig überregionale Kontakte in den skandinavischen Raum und bis an die Odermündung wider. Entdeckt wurden unter anderem Skelettreste, Keramik, Steinartefakte aber auch als besondere Funde zwei bronzene Nadelreste, ein gedrehter Goldarmring, ein Griffzungenschwert und ein Bronzetutulus. Unter den Befunden konnten u. a. ein sehr sorgfältig gelegtes Bodenpflaster sowie eine Steinwanne und ein Steinrahmen als Grabform ausgemacht werden.

Der Dobberworth

Unweit von Sassnitz bei Sagard befindet sich ein überregional bedeutsames Hügelgrab. Es handelt sich um das noch ca. 15 m hohe und somit größte Hügelgrab von Rügen: der „Dobberworth“. Es weist einen Umfang von ca. 150 m auf. Dieses Grab ist eines der größten Hügelgräber in gesamt Norddeutschland. Greifswalder Archäologen berechneten, dass das bronzezeitliche Grab aus ca. 22.000 Kubikmeter Erde errichtet wurde. Der „Dobberworth“, über dessen Namen man noch immer spekuliert, ist von Sagen und Legenden umgeben. Es wird von einer Riesin berichtet, die den Hügel „aus Versehen“ errichtet haben soll, aber auch von Zwergen, die im Hügel leben.

Bodendenkmäler im Nationalpark Jasmund

Wenige Meter vor dem Zugang zur Plattform des Königsstuhls befindet sich unter einer steinernen Treppe das sogenannte Königsgrab. Der Weg zum Königsstuhl führt also direkt über das Grab, das nur noch als ca. drei Meter breiter Hügelrest angesprochen werden kann. Schon 1903 sorgte ein Erdrutsch für die weitere Freilegung des nicht mehr intakten Grabes, das immer wieder durch Abbrüche der Kreideküste dezimiert wurde.

Bei einer im Jahr 1904 durchgeführten Untersuchung des ca. 2 bis 3 m hohen Grabes konnte in der Mitte des Hügels auf der Hügelsohle eine Steinpackung festgestellt werden. Diese gehörte vermutlich zur Grabkammer des bronzezeitlichen Grabes, das ursprünglich einen geschätzten Durchmesser von ca. 30 bis 40 m am Fuße des Hügels besaß. Im Zusammenhang mit der „Untersuchung“ vom Anfang des letzten Jahrhunderts wird immer wieder von menschlichen Knochenfunden berichtet, was jedoch nicht eindeutig belegt werden kann. Bronzezeitliche Hügelgräber, aber auch Hügelgräber aus anderen Zeitstellungen, kommen im Nationalpark Jasmund in großer Anzahl vor. Sie sind Zeugnisse einer Welt, in der sich Ackerbau und Viehzucht etabliert hatten.

Sagensteine auf Jasmund

Unweit vom Königsstuhl entfernt befinden sich zwei besondere Steine: der sogenannte Opfer- und Sagenstein. Auf dem „Sagenstein“ sind der Legende nach Fußspuren von einem Erwachsenen, einem Kind und einem Hasen oder Hund eingedrückt. Die Sage berichtet über die Prüfung einer Jungfrau, die den heidnischen Göttern geopfert werden sollte.

Alte Legenden, Sagen und Mythen wurden auf Rügen meist von Prof. Dr. Alfred Haas – Historiker, Volkskundler und bedeutendster Sagensammler Vorpommerns – am Ende des 19. Jh. bzw. Anfang des 20. Jh. niedergeschrieben. Insgesamt hat er der Nachwelt über 800 Rügener Sagen hinterlassen, also einen besonderen Rügener Schatz. Hinter der Errichtung des „Sagensteins“ steckt jedoch ein geschäftstüchtiger Gastwirt am Königsstuhl, der vermutlich im 19. Jh. diese zusätzliche „Sehenswürdigkeit“ errichtete.

Genauso verhält es sich mit dem anderen besonderen Stein, dem Opferstein am Herthasee, der nur wenige Meter vom Sagenstein entfernt liegt. Hier wurden angeblich der Göttin Hertha Menschenopfer dargebracht. Dazu wird schon 1886 folgendes berichtet: „Der zu opfernde Mensch wurde, nachdem auf dem Wall der Herthaburg ein feierlicher Opferumgang gehalten worden war, mit dem Rücken in die ausgehöhlte Fläche des Steines gelegt, so dass sein Kopf über die obere Kante desselben hervorragte. Wenn dann der Kopf vom Rumpfe getrennt war, floss in der an der anderen Seite des Steines befindlichen und noch jetzt sichtbaren Blutrinne ab und wurde in einem ausgehöhlten Stein aufgefangen, welcher sich gleichfalls noch am Fuße des Opfersteines befindet. An der Stelle, wo das Blut von dem Stein abfloss, soll sich niemals Moos ansetzen.“ Das Einzige, was an dieser „zusätzlichen Touristenattraktion“, dem Opferstein, wirklich alt ist, ist die vermutlich in die slawische Zeit zu datierende „Blutauffangschale“, die einen zerbrochenen Mahlsteintrog darstellt.

Mehr über Rügens Geschichte

Lest mehr über Rügens mystische Funde und besondere Steine und die größten Findlinge.

13. Der Apfel – „Pommerscher Krummstiel“

Der Pommersche Krummstiel © René Geyer

Er gehört zu dem bekanntesten Obst, gerade in der dunklen Jahreszeit und besonders zur Wintersonn-wendzeit: der Apfel. Der Apfelbaum, der uns im Wonnemonat Mai mit seinen herrlichen Blühten erfreute, trägt im Herbst die herrlich goldroten, reifen Äpfel.

Besonderheiten des Pommerschen Krummstiels

Der hier vorgestellte Apfel ist sogar ein richtiger „Rüganer“. Er entstand vermutlich schon vor 1800 auf der Insel Rügen! Der Apfel ist mittelgroß und erntereif von September bis in den Oktober. Seine Genußreife hat er von Oktober bis Februar. So ist er ein echter Winterapfel.
Dieser Apfel war in Vorpommern eine der Hauptsorten. In alten Gärten und auf längst verlassenen, alten Hofstellen ist er noch heute anzutreffen. Ein besonderes Erkennungsmerkmal bei dieser wunderschönen, alten Apfelsorte ist der krumme Stiel, der aus der sogenannten Stielgrube hervortritt. Der Apfelbaum selbst ist sehr starkwüchsig und kann sehr alt werden. Er bildet eine breite Krone. Die Apfelsorte an sich ist aber gefährdet.

Nutzen für Mensch und Tier

Für alle Verwendungen ist der Apfel nutzbar, ob zum Rohverzehr, zum Saften, zum Kochen oder für die Geleeherstellung. Die Äpfel besitzen ein süßsäuerliches, würziges Aroma und sind schön knackig.
Schaut man sich nicht nur den Nutzen des Obstes für uns Menschen an, sondern auch den für unsere heimische Insektenwelt kommt man sogar bei unserem „Rüganer“ ins Staunen. Der Pollenwert für Insekten wird als sehr hoch bezeichnet. Sehr viele Wildbienenarten profitieren von der Blüte und auch etliche Raupenarten kommen auf dem Apfelbaum vor, was wiederum ein Vorteil für unsere heimischen Vögel ist. Auch heimische Schmetterlinge fliegen den Apfelbaum in seiner Blütezeit gerne an.

Der „Pommersche Krummstiel” in der Mythologie

Unseren germanischen Vorfahren war der Apfelbaum sogar heilig und sorgte in der Götterwelt für Kraft und Ausdauer.

Archäologische Touren über Rügen

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Archäo Tour Rügen, Dr. Katrin Staude, bietet auf Rügen zu diversen Monumenten, wie Hünengräbern, slawischen Burgen, Hügelgräbern, aber auch zu den Sagen-, Sühne- und Opfersteinen professionelle und interaktive Wanderungen zu Fuß oder mit dem Rad an.

Die historischen Exkursionen für Groß und Klein sind zudem sehr vielseitig, sowohl in archäologischer Hinsicht als auch darüber hinaus: Neben der Archäologie und Geschichte spielen auch geologische oder botanische Besonderheiten, wie die Entstehung der Kreide oder des Feuersteins, eine wichtige Rolle. Neben Mythen, Sagen und Legenden erfahren Ihr mehr über wissenschaftliche Daten und Fakten auf Grundlage aktueller Forschungen.

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Dr. Katrin Staude
Telefon: 0157 72731751

Gastautorin

Dr. Katrin Staude

Schon während des Archäologiestudiums entschied sich Dr. Katrin Staude zu einer Ausbildung zur Forschungstaucherin. Nach einigen spannenden Grabungsleitungen an Land und im Wasser gründete sie Archäo Tour Rügen, ein Unternehmen, das archäologisch-naturkundliche Führungen auf Rügen, Vorträge, aber auch Steinzeit-Workshops sowie Schulklassen- und Geburtstagsprogramme anbietet. Die promovierte Archäologin liebt die Natur, die und die Insel Rügen, die in ganz Norddeutschland die größte Dichte an Bodendenkmälern aufweist. Die Expertin vermittelt in ihrer Kolumne im Urlaubermagazin Urlaub à la Rügen Wissenswertes zu Rügens alten Funden.

Eva-Maria

Eva-Maria

Mit ihrem geschulten Rügen-Kennerblick erkundet Eva-Maria gern mit ihrer Familie die ganze Insel und zeigt Euch ihre Lieblingsplätze. Im Südosten der Insel Rügen verbrachte sie ihre Bullerbü-Kindheit und ging dann zum Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften nach Wien. Vom Land in die Stadt, vom Meer auf den Berg: nach diesem Kontrastprogramm hat sie wieder auf Rügen Fuß gefasst. Was sie mit Rügen verbindet? Heimat, die tägliche Dosis Meer und ein Gespür für die Eigenarten der Rüganer, die trotz kühlem Wesen ein großes Herz für ihre Insel haben.

Regionen & Orte auf Rügen

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