Rügen begeistert nicht nur mit seiner atemberaubenden Natur, sondern auch mit einer beeindruckenden Vielfalt an Architektur. Von uralten Kirchen, die von vergangenen Jahrhunderten erzählen, über prächtige Gutshäuser, die den Charme vergangener Zeiten versprühen, bis hin zu märchenhaften Schlössern, die wie aus einem Bilderbuch entsprungen wirken – die Insel ist ein wahres Paradies für Liebhaber historischer Baukunst.
Doch was diese Bauwerke wirklich spannend macht, ist ihre Geschichte: Wer hat hier gelebt, welche Ereignisse haben sich hinter den dicken Mauern abgespielt, und wie haben sich diese Orte im Lauf der Zeit verändert? Jedes Gebäude hat seinen eigenen Lebenslauf, gefüllt mit bewegenden Geschichten, faszinierenden Wendungen und manchmal auch geheimnisvollen Legenden.
Wir haben einige dieser eindrucksvollen Orte besucht und nehmen Euch mit auf eine Reise durch Zeit und Raum. Lasst Euch inspirieren, erkundet die Insel mit neuen Augen und entdeckt die architektonischen Juwelen, die Rügen zu einem einzigartigen Reiseziel machen!
- 1. Der KdF-Bau in Prora: von Diktaturen geprägt
- 2. Das Theater Putbus: seit zwei Jahrhunderten große Bühne
- 3. Das Jagdschloss in der Granitz: fürstliche Aussichten über Rügen
- 4. Das Kurhaus im Ostseebad Binz: Toplage, vielfach genutzt
- 5. Die Schlosskirche im Putbuser Park: einst Kursaal
- 6. Badehaus Goor in Lauterbach: Wellnesstempel aus Fürstenzeit
- 7. Billroth-Haus in Bergen: Wiege der Forschungsmedizin
- 8. Klosterhof in Bergen: heilige Stätte
- 9. Ernst-Moritz-Arndt-Turm in Bergen: Rügens Dichter zu Ehren
- 10. Waldhalle Sassnitz: UNESCO Welterbeforum
- Mehr Hinweise für Kulturfans
Die 10 Standorte im Überblick

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1. Der KdF-Bau in Prora: von Diktaturen geprägt

Die Schmale Heide, nördlich von Binz an der Prorer Wiek gelegen, war bis 1936 ein unberührtes Naturschutzgebiet. In der NS-Zeit erwarb die Deutsche Arbeitsfront das Gebiet an der Prorer Wiek mit einer Strandlänge von fast zehn Kilometern. Am 2. Mai 1936 erfolgte die Grundsteinlegung für den sogenannten Koloss von Prora – ein 4,5 Kilometer langer Gebäudekomplex aus acht fünfstöckigen Betonbauten. Daraus sollte das Kraft-durch-Freude-Seebad Rügen (KdF) werden, das Projekt blieb durch den Zweiten Weltkrieg aber unvollendet. Nach dem Krieg wurde die heute denkmalgeschützte Anlage von der NVA (Armee der DDR) größtenteils ausgebaut und bis zur Wiedervereinigung 1990 genutzt. Heute sind die Gebäude alle privatisiert und größtenteils saniert. Ihr findet hier unter anderem Museen und Ausstellungen, Hotels und Restaurants, Eigentumswohnungen und Geschäfte.
Mehr geschichtliche Hintergrundinformationen zu Prora findet Ihr in unserem Beitrag über Prora auf Rügen.
2. Das Theater Putbus: seit zwei Jahrhunderten große Bühne

Das fürstliche Theater Putbus ist ein dominantes Bauwerk im klassizistischen Stil an der Ecke Alleestraße/Markt. 1821 wurde es eröffnet und von 1992 bis 1998 aufwendig restauriert. Trotz der Umbauten konnte viel von der alten Bausubstanz erhalten werden. Es gilt als schönstes und ältestes durchgängig bespieltes Theater in Mecklenburg – Vorpommern. Zahlreiche Schmuckstücke finden sich in diesem außergewöhnlichen Bau wieder.
Das Theater ist behindertenfreundlich eingerichtet und besitzt eine Schwerhörigen-Hilfs-Anlage. Der Saal hat insgesamt 258 Plätze. In diesem fürstliche Ambiente werden zahlreiche Veranstaltungen geboten. Bei Führungen kann man mehr über die Architektur und die Geschichte des Baus erfahren.
3. Das Jagdschloss in der Granitz: fürstliche Aussichten über Rügen

Das Jagdschloß Granitz auf dem 106 m hohen Tempelberg liegt drei Kilometer südöstlich von Binz inmitten des größten zusammenhängenden Buchen-Mischwaldgebietes Norddeutschlands. Besonders sehenswert ist die gusseiserne Wendeltreppe im Mittelturm, der nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel entstand. Die 144 Meter über dem Meeresspiegel liegende Plattform des Turmes bietet einen weiten Panoramablick über die Insel.
Architektur des Jagdschlosses
Das Jagdschloss wurde durch den Berliner Architekten und Baumeister Johann Gottfried Steinmeyer im Stil der norditalienischen Renaissance-Kastelle errichtet. Es hat vier Ecktürme und einen Mittelturm, der nachträglich durch den berühmten preußischen Oberregierungsbaurat Karl Friedrich Schinkel in den Bauplänen ergänzt wurde. Im Inneren des Turmes befindet sich eine freitragende Wendeltreppe mit 154 Stufen, eine Meisterleistung des Eisenkunstgusses. Das Gewicht der Eisentreppe wird vollständig von den Seitenwänden aufgenommen, so dass sie quasi in den Turm eingespannt ist.
Geschichte des Jagdschlosses
In der Blütezeit des Klassizismus von 1837 bis 1851 ließ Wilhelm Malte I., Fürst und Herr zu Putbus das Jagdschloss Granitz erbauen. Zuvor stand ein Jagdhaus mit zwei Pavillons auf einer Lichtung (1723 erbaut), das nach der Renovierung im Jahr 1815 mit neogotischem Dekor versehen wurde. Das Ensemble wurde 1730 durch einen Aussichtsturm (Belvedere) auf dem Hügel oberhalb des Jagdhauses ergänzt.
Der Einbau eines saalhohen Kamins im Marmorsaal bildete 1851 den Abschluss der Bauarbeiten. Von 1865 bis 1874 wohnte die fürstliche Familie nach einem Brand im Putbuser Stadtschloss selber im Jagdschloss. Bereits 1900 gab die Familie das Schloss zur Besichtigung frei. Heute ist es eine der meist besuchten Sehenswürdigkeiten auf Rügen.
Das Jagdschloss als heutiges Museum
Das Jagdschloss Granitz ist ganzjährig für Besucher geöffnet. Zu besichtigen sind der 38 Meter hohe Mittelturm mit Aussichtsplattform, die Dauerausstellung im Erdgeschoss sowie die repräsentativen Salons und der imposante Marmorsaal im Obergeschoss. Neben einer umfangreichen Trophäensammlung geben moderne Museumsmedien mit Hörspielen, Modellbauten und Installationen einen Eindruck von der ursprünglichen Ausstattung des Jagdschlosses. Der Marmorsaal mit dem raumhohen Kamin und einem Relief aus weißem Marmor ist der Festsaal des Schlosses. Als Außenstelle des Standesamtes Binz bietet dieser Platz für Trauungen mit bis zu 70 Gästen. Neben Hochzeiten wird der Saal auch für Konzerte genutzt.
4. Das Kurhaus im Ostseebad Binz: Toplage, vielfach genutzt

Das junge Kurhaus hat eine sehr wechselhafte Geschichte. Im Jahre 1888 begannen zwei Bankiers mit dem Bau des Kurhauses in Binz, welches zwei Jahre später für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. 1906 brannte es bis auf die Grundmauern ab. Durch die Gemeinde Binz wurde es im Jugendstil erneut aufgebaut und 1908 eingeweiht. In den folgenden 50 Jahren wechselten sich stetig die Eigentumsverhältnisse. Ein Stolperstein vor dem Kurhaus Binz erinnert an Adalbert Bela Kaba-Klein, einen einstigen Eigentümer des Hotels. Er wurde von den Nazis enteignet, verhaftet, konnte bei der Deportation entkommen und überlebte im Untergrund. Auch von der nächsten Diktatur bliebt das Kurhaus nicht verschont.
1956 übernahm das Ministerium des Inneren der DDR das Gebäude für zwei Jahre. Bis 1961 wurde es von der NVA genutzt, anschließend wurde es Ferienheim für Bergbauarbeiter der sowjetischen WISMUT-AG. Auch das Reisebüro der DDR hatte eine Zeit lang die Verwaltung übernommen. Seit längerer Zeit ist es nun ein Hotel.
5. Die Schlosskirche im Putbuser Park: einst Kursaal

Der spätklassizistische Bau in Putbus wurde 1892 Pfarrkirche. Die Ausstattung stammt noch aus der Umbauzeit und das Altarbild von dem Mailänder Meister Daniele Crespi. Ursprünglich war dieses Gebäude kein Gotteshaus, sondern ein Kursaal, in dem rauschende Festlichkeiten abgehalten wurden. Fürst Malte zu Putbus war es, der 1844 bis 1846 dieses Haus als Kursaal mit einem zweistöckigem Mittelbau und zwei einstöckigen Seitenflügeln errichten. Etwa 50 Jahre später ließ die Kirchengemeinde den Kursaal mit nahezu allen typischen Merkmalen zu einer Kirche umbauen.
6. Badehaus Goor in Lauterbach: Wellnesstempel aus Fürstenzeit

1871 begann der Bau des größeren dreiteiligen Friedrich-Wilhelm-Bades. Hier floss das Wasser durch Rohre in die Badewannen in den zehn Badezellen. Außerdem gab es Logierräume, einen Speisesaal und Wirtschaftsräume. Ursprünglich befanden sich im Badehaus Goor in Lauterbach zwei italienische Marmorwannen. Das Meerwasser wurde in Tonnen hinauftransportiert. Heute ist das Denkmal ein Hotel, in dem man noch immer den Fokus auf Wellness setzt.
7. Billroth-Haus in Bergen: Wiege der Forschungsmedizin
Geburtshaus von Theodor Billroth (1829-1894) befindet sich in Bergen. Der international renommierte und angesehene Mediziner Theodor Billroth wurde hier am 26. April 1829 geboren. Durch seine 1881 erstmals erfolgreich durchgeführte Magenresektion (Entfernung von krebskranken Teilen des Magens) wurde er weltberühmt. 1894 wurde er in Wien beigesetzt. Er war einer der bedeutendsten Chirurgen des 19. Jahrhunderts, gilt als Begründer der modernen Bauchchirurgie und Pionier der Kehlkopfchirurgie. Das Anlegen von Krankenblättern ist ebenfalls auf ihn zurückzuführen. Am Haus ist eine Gedenktafel angebracht.
8. Klosterhof in Bergen: heilige Stätte

Fürst Jaromar I. stiftete der Kirche in Bergen auf Rügen ein Nonnenkloster. Die ersten Bewohnerinnen waren Benediktinernonnen aus dem dänischen Bistum Roskilde. Seit der Sanierung 2004 des Ensembles befinden sich hier unter anderem Schauwerkstätten und das Museum der Stadt. Der Hof dient auch als Veranstaltungsort für Märkte, Konzerte und Feste.
9. Ernst-Moritz-Arndt-Turm in Bergen: Rügens Dichter zu Ehren

Der 27 Meter hohe Turm auf dem Rugard – mit Ausblick über die Insel – wurde zu Ehren des Dichters Ernst Moritz Arndt 1877 errichtet. Die Grundsteinlegung erfolgte am 26. Dezember 1869. Die gläserne Kuppel erhielt das Baudenkmal nach der Sanierung zum 125-jährigen Bestehen.
Ernst Moritz Arndt wurde als Sohn eines ehemaligen Leibeigenen am 26.12.1769 in Groß Schoritz auf Rügen geboren und verstarb am 29.01.1860 in Bonn. Beeinflusst durch die Not der Landbevölkerung verfasste er eine „Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen“, in der er die herrschenden Zustände anklagte. Ernst Moritz Arndt hatte ein bewegtes Leben: Er war Professor für Geschichte und Sprachen, kämpfte gegen Napoleon, wurde Abgeordneter bei der Frankfurter Nationalversammlung 1848 und schrieb zahlreiche Märchen und Gedichte.
10. Waldhalle Sassnitz: UNESCO Welterbeforum
Die Waldhalle Sassnitz – einst Gaststätte und Pension – ist nun UNESCO-Welterbeforum im „Michael-Otto-Haus“. Das 1888 errichtete Gebäude nahe der Wissower Klinken ist damit ein neuer Anziehungspunkt für Wanderer, Aktive und Naturliebhaber sowie zweite Service-Zentrale des Nationalpark-Zentrums KÖNIGSSTUHL. In der historischen Waldhalle im Nationalpark Jasmund kann man neben der Ausstellung mit Blick auf die „Alten Buchenwälder“ Interessantes und Wissenswertes zu den Waldbeständen auf der Halbinsel Jasmund erleben und erfahren.
TIPP: Für Eure Entdeckungstouren empfehlen wir auch unsere Rügen-App (www.ruegen-app.de) inklusive Routen-, Such- und Navigationsfunktion.
Mehr Hinweise für Kulturfans
Rügen bietet eine Vielzahl an Kulturangeboten. Hier könnt Ihr schon mal Schnuppern.
Bei den Hausgeist-Touren könnt Ihr Sassnitz in historischen Stationen entdecken.
Entdeckungstouren, bei denen Ihr Rügen von der eher unbekannten Seite kennenlernt. Hereinspaziert in Rügens Museen!